Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(4): 277-278
DOI: 10.1055/s-0029-1243893
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Händehygiene: bessere Qualität nach Schulung

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Publication Date:
22 January 2010 (online)

Zingg W, Imhof A, Maggiorini M et al. Impact of a prevention strategy targeting hand hygiene and catheter care on the incidence of catheter-related bloodstream infections. Crit Care Med 2009; 37: 2167 – 2173

Schulungsmaßnahmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Compliance, insbesondere bei der Händedesinfektion und bei der Vermeidung von Infektionen durch zentralvenöse Katheter. Die Schweizer Arbeitsgruppe um Zingg et al. hat nun in einer prospektiven Interventionsstudie die Effektivität eines komplexen Schulungsprogramms für Ärzte und Pflegende geprüft.

An der Studie beteiligten sich 5 Intensivstationen mit insgesamt 52 Betten (jeweils eine medizinische, kardiologische, traumatologische, allgemeinchirurgische und neurochirurgische Station) mit 395 Pflegenden und 34 Ärzten. Ende 2003 wurden zunächst die Baseline-Daten für katheterassoziierte Infektionen (CRBSI) gemäß CDC-Kriterien erfasst und die Compliance und Qualität der Händehygiene durch geschulte Beobachter und standardisierte Erfassung des Desinfektionsmittelverbrauches ermittelt. Die Schulung erfolgte dann in 4 Modulen, bestehend aus 12 interaktiven Angeboten für Stationsleitungen und Lehrkräfte, 5 Frontalveranstaltungen, 80 Bedside-Miniworkshops und einem separaten Programm für die Ärzteschaft.

Insgesamt konnten 499 Patienten mit 6200 Kathetertagen vor der Intervention und 500 Patienten mit 7279 Kathetertagen nach der Intervention analysiert werden, wobei die ZVK-Anlagepraxis in allen 5 Stationen unverändert blieb. Nach der Intervention sank die CRBSI-Rate von 3,9/1000 auf 1/1000 (p < 0,001) und die Zeitspanne bis zum Auftreten einer Katheterinfektion verlängerte sich im Median von 6,5 auf 9 Tage. Auffallend war, dass die Gesamtcompliance bei der Durchführung der Händedesinfektion vor und nach Patientenkontakt lediglich von 59% auf 65% anstieg, sich die Qualität der Durchführung aber von 22,5 % auf 42,6 % (p = 0,003) als korrekt klassifiziert verbesserte. Die Autoren zeigen insbesondere eine Reduktion der Infektionen durch Staphylococcus epidermidis, und schreiben dies der auf Händehygiene und no-touch-Katheterpflege fokussierten Intervention zu.

Fazit: Die vorliegende Arbeit beweist einmal mehr, dass Schulungsmaßnahmen zu den wirkungsvollsten Maßnahmen der Krankenhaushygiene bei der Bekämpfung nosokomialer Infektionen gehören. Insbesondere Bedside-Unterweisungen und die Schulung von ärztlichen und pflegerischen Führungskräften unter Ausnutzung der Vorbildfunktion, z. B. von Stationsleitungen und Pflegeausbildern, erscheint sich hierbei als besonders wirksam zu erweisen. Dabei kommt es im Ergebnis weniger auf die quantitative Verbesserung der Händehygiene, die oftmals im Vordergrund von Benchmarkingdaten steht, als auf die qualitative Verbesserung (korrektes Einreiben, Einwirkzeit und Menge des alkoholischen Händedesinfektionsmittels) an.

Dr. med. Sebastian Schulz-Stübner, Karlsruhe

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