ergopraxis 2010; 3(1): 12
DOI: 10.1055/s-0029-1240021
wissenschaft

Fortbildung – Ergotherapeuten möchten ihre Kompetenzen erweitern

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Publication Date:
26 January 2010 (online)

Ergotherapeuten nehmen nicht aus Karrieregründen an Fortbildungsangeboten teil, sondern vorrangig, um damit ihre Kompetenzen zu erweitern. Zu diesem Ergebnis kamen die beiden Ergotherapeutinnen Susanne Pöltl und Petra Karlsson an der australischen University of Sydney.

Die Forscherinnen fragten 26 Ergotherapeuten aus acht Ländern nach ihren Erfahrungen mit Lehrveranstaltungen während des Berufslebens, der sogenannten Continuing Professional Education (CPE). Dabei ermittelten sie die Fortbildungsarten, an denen sich die Interviewten jemals beteiligt hatten, sowie die Motivation beziehungsweise die Hindernisse für eine Teilnahme. Die befragten Ergotherapeuten gaben an, die formale schulische Bildung in Form eines Postgraduiertenstudiums zu bevorzugen, ebenso semiformale Bildung wie Workshops sowie informelles Lernen wie das Lesen von Fachliteratur oder Fallbesprechungen am Arbeitsplatz. Sie begründeten ihre Teilnahme an CPE-Aktivitäten vor allem mit einem Zugewinn an Kompetenz. Denn: Einige fühlten sich nach dem Grundstudium oder nach der Ausbildung nicht ausreichend auf die berufliche Praxis vorbereitet, andere wollten sich auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisieren. Persönliche Gründe und die Karriere empfanden die Teilnehmer als wenig bedeutsam. Gegen die Teilnahme an CPE-Aktivitäten sprachen für sie fehlende Motivation, mangelnde Zeit beziehungsweise die dadurch eingeschränkte Freizeit, weniger Urlaub und finanzielle Gründe.

Die Forscherinnen schlussfolgern aus der Literatur, dass das Sichanpassen eine Stärke von Ergotherapeuten ist, da sich das Berufsbild rasant entwickelt und sich seine Methoden fortlaufend verändern. Darum rufen sie die Berufsgruppe auf, Strategien zu entwickeln, um Hindernisse zu überwinden und ihre Kompetenzen zu erweitern.

Kommentar

Ergotherapeuten scheinen eine außergewöhnlich engagierte und fortbildungsfreudige Berufsgruppe zu sein – und das länderübergreifend! Interessant wäre es, jetzt noch zu erfahren, welche Fortbildungen sich am ehesten lohnen, welche Behandlungsmethoden beispielsweise am erfolgreichsten sind. Denn: In den letzten Jahren nahm die Anzahl der Fortbildungsangebote enorm zu, sodass es hier nicht immer einfach ist, sich zu orientieren. Außerdem variiert die Qualität der Fortbildungen sehr. Ergotherapeuten investieren viel Zeit und Geld, um die Qualität ihrer Arbeit stetig zu verbessern – auch wenn dadurch für sie selbst meist keine Vorteile entstehen, beispielsweise in Form eines höheren Gehalts oder mehr Anerkennung. Obwohl die Forderung von Kostenträgern nach Qualität und Evidenz deutlich zunimmt, unterstützen sie Ergotherapeuten nicht darin, diesen nachzukommen. Leider haben Ergotherapeuten trotz häufig großem Fachwissen keine Kompetenz, darüber zu entscheiden, ob eine Therapie fortgeführt wird. Idealismus und ein dickes Fell sind also gefragt!

Christine Priß, Ergotherapeutin BSc

ergoscience 2009; 3: 90–97

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