Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P736
DOI: 10.1055/s-0029-1238829

Kopfschmerzen nach Sturz auf den Steiß– Bouillon-Syndrom

A Asgarov 1, A Grabowski 1, U Meyding-Lamadé 1, B Kress 1, C Schwark 1
  • 1Frankfurt/Main

Eine 80-jährige Dame stellte sich in unserer Notfallambulanz wegen starker, seit einigen Tagen bestehender Kopfschmerzen, begleitet von einer neu aufgetretenen Gangunsicherheit und leichtem Schwindel vor. Einige Stunden vor Beginn der Kopfschmerzen sei sie auf das Steißbein gestürzt und habe sich anschließend leicht den Kopf gestoßen. In der klinisch-neurologischen Untersuchung fand sich eine ungerichtete Fallneigung ohne weitere fokal neurologische Symptome. Die Pat. klagte über einen Klopfschmerz über dem Steißbein. In zwei ambulanten Krankenhausbesuchen vor der Vorstellung bei uns waren regelrechte klinische Untersuchungsergebnisse dokumentiert worden, eine Röntgenaufnahme des Beckens zeigte keine Frakturen. Die kraniale Computertomografie zeigte keine Veränderungen des Hirnparenchyms oder des Knochens. Im Knochenfenster fielen hypodense Strukturen in den Ventrikelvorderhörnern auf. Die kraniale MRT zeigte intraventrikuläres Fett perimesencephal und in den Ventrikelvorderhörnern. In CT und MRT des Beckens fand sich eine Steißeinfraktur, die durch eine große Wurzeltaschenzyste verlief, in der sich ein Blut- und Fett-Signal fand. Wir postulieren eine traumatische Fettembolie in den spinalen Liquorraum. Wegen des gegenüber Liquor geringeren spezifischen Gewichtes scheint dieses Fett sich dann perimesencephal und in die Ventrikeldächer verlagert zu haben. Im Liegen befand sich dieses Fett-Liquor-Embolisat in den Vorderhörnern, ähnlich den Fettaugen auf einer Bouillon. Nach unserem Kenntnisstand ist der Pathomechanismus einer Steißbeinfraktur mit Wurzeltaschenzystenruptur und dadurch bedingter isolierter Fettembolie in den Liquorraum bislang noch nicht in der Literatur beschrieben.