Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P726
DOI: 10.1055/s-0029-1238819

Charakterisierung von Makrophagen-Populationen in humanen Myopathien

MC Schlitter 1, K Kappes-Horn 1, C Kornblum 1, T Klockgether 1, MT Heneka 1, J Reimann 1, M Müller 1
  • 1Bonn

Makrophagen spielen eine kritische Rolle in der Pathogenese neuromuskulärer Erkrankungen. Sie sind zum einen Effektorzellen des Immunsystems, können aber auch indirekt, beispielsweise durch Zytokin-Sekretion, einen modulierenden Einfluss auf einen pathogenetischen Prozess nehmen. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um eine homogene Zellpopulation, sondern vielmehr um heterogene Populationen, die sich in Funktion und Herkunft unterscheiden. Trotz ihrer potentiellen Bedeutung sind diese Makrophagen-Subpopulationen in Muskelerkankungen bisher kaum charakterisiert.

Zum Nachweis spezifischer Makrophagen-Populationen untersuchten wir das Antigenprofil mysialer Makrophagen in humanen Muskelbiopsien (Polymyositis, n=6; Dermatomyositis, n=7; sporadische Einschlusskörperchenmyositis, n=6; Gliedergürteldystrophien, n=5; neurogenes Gewebssyndrom, n=6; Normalbefund, n=6).

Mittels immunhistochemischer Kolokalisation der spezifischen Makrophagen-Antigene (CD68, CD163, MRP14, Iba1), MHC-Antigenen und dem Proliferationsmarker Ki67 wurden Makrophagen auf Gefrier-Serienschnitten charakterisiert und den entsprechenden routine-histologischen Befunden zugeordnet.

Mysiale Makrophagen zeigten eine heterogene Expression der Makrophagenmarker Iba1, CD68 und CD163 und Unterschiede in der MHC-II Expression. Mithilfe des Proliferationsmarker Ki67 konnten lokal proliferierende Makrophagen in entzündlichen und degenerativen Myopathien nachgewiesen werden. In Muskelbiopsien mit unauffälligem Befund sind residente endomysiale Makrophagen nachweisbar, die nach morphologischen Kriterien inaktiv zwischen Muskelfasern und perikapillär lokalisiert sind.

Diese Ergebnisse belegen die Heterogenität mysialer Makrophagen und lassen auf funktionell unterschiedliche Makrophagen-Subpopulationen in Myopathien schließen. Vergleichbar zu ZNS und PNS sind auch im Muskelgewebe residente endomysiale Makrophagen nachweisbar, die einer Immunüberwachung im gesunden Muskel dienen können.

Die weitere Charakterisierung der Funktionen endomysialer Makrophagen-Populationen im Verlauf von Myopathien wird das Verständnis der Pathogenese dieser Erkankungen fördern und neue therapeutische Optionen eröffnen.