Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P710
DOI: 10.1055/s-0029-1238803

Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie – Liquorproteine als potentielle Biomarker

M Pfeifle 1, V Lehmensiek 1, H Mogel 1, D Rau 1, H Tumani 1, J Brettschneider 1
  • 1Ulm

Fragestellung: Die chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) ist eine entzündliche Erkrankung des peripheren Nervensystems. Derzeit basiert die Diagnose neben dem klinischen Befund vor allem auf elektrophysiologischen Untersuchungen, die Abgrenzung anderer Polyneuropathien kann schwierig sein. Krankheitsspezifische Biomarker könnten einen wichtigen Beitrag zur differenzialdiagnostischen Einordnung der CIDP sowie zur Identifizierung von Therapie-Respondern in klinischen Studien liefern. Der Liquor ist eine vielversprechende Quelle von Biomarkern bei CIDP, da er in engem anatomischen Kontakt zu den proximalen Nervenendigungen steht, wo mit der CIDP zusammenhängende pathologische Veränderungen frühzeitig ablaufen.

Methoden: Mit der „two-dimensional difference in gel electrophoresis“ (2-D-DIGE) verglichen wir Liquor von CIDP-Patienten (n=11) mit Normalkontrollen (CTRL, n=11), die nach Alter, Geschlecht und Albuminquotienten gemacht wurden. Die 2-D-DIGE-Methode beinhaltete eine Auftrennung fluoreszenzmarkierter Proben-Pools per isoelektrischer Fokussierung, gefolgt von einer SDS-Polyakrylamid-Gelelektrophorese. Nach Bildanalyse mit einer speziellen Software und Picken der Spots mit signifikantem Spotvolumen-Unterschied erfolgt eine MALDI-TOF Massenspektrometrie. Die den so erhaltenen Peptidspektra zugrunde liegenden Proteine wurden ermittelt durch Abgleich mit der Proteindatenbank des National Center for Biotechnology Information (NCBI). Die Validierung der Ergebnisse wurde für ein Kandidatenprotein mittels Nephelometermessungen durchgeführt.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 2330 Proteine detektiert werden. Im Liquor von Patienten mit CIDP zeigten sich hierbei 10 Spots entsprechend 7 Proteinen gegenüber den Kontrollen als mindestens 1,5-fach erhöht: Transthyretin (TTR), Transferrin, α-1-Glykoprotein, Apolipoprotein A-IV, Retinol-binding-protein, Proapolipoprotein, und Haptoglobin. Das Protein Integrin-β-8 (ITGB8) war bei CIDP gegenüber den Kontrollen um 1,5-fach erniedrigt. Die TTR-Erhöhung bei CIDP konnte nephelometrisch bestätigt werden.

Schlussfolgerungen: Wir konnten per 2-D-DIGE ein charakteristisches Proteinprofil von Patienten mit CIDP gegenüber Kontrollen zeigen. Erste follow-up Ergebnisse deuten darauf hin, dass TTR unabhängig von der Schrankenfunktion eine Abgrenzung der CIDP von Patienten mit anderen inflammatorischen Neuropathien (GBS) und Normalpatienten erlauben könnte.