Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P709
DOI: 10.1055/s-0029-1238802

Quinpramin als neue therapeutische Option immunvermittelter Neuropathien

G Meyer zu Hörste 1, T Dehmel 1, A Mausberg 1, HP Hartung 1, O Stüve 1, C Korth 1, B Kieseier 1
  • 1Düsseldorf; Dallas, USA

Immunvermittelte Neuropathien stellen aufgrund ihrer klinischen Heterogenität und immunpathogenetischen Komplexität eine therapeutische Herausforderung dar. Acridin-Iminodibenzyl Verbindungen sind Substanzen, die Einfluss auf die zelluläre Cholesterolverteilung haben und bisher positive klinische Effekte im Prionerkrankungs-Modell und teilweise auch in inflammatorischen Erkrankungsmodellen zeigen. In der vorliegende Untersuchung analysierten wir die Effekte und Wirkmechanismen von Quinpramin, der Leitsubstanz dieser Klasse, auf das Immunsystem im Kontext immun-vermittelter Schädigungen des peripheren Nervensystems. In vitro reduzierte Quinpramin die Expression von MHC Klasse II Molekülen auf der Oberfläche von kultivierten Antigen-präsentierenden Zellen (APCs). In vivo führte die Quinpramin-Behandlung von Ratten mit experimenteller Autoimmunneuritis – einem Tiermodell des humanen Guillain-Barré-Syndroms – klinisch zu einer deutlichen Minderung fassbarer Symptome, was sich histologisch in geringerer Entzündung der Nerven widerspiegelte. Quinpramin veränderte darüber hinaus das Zytokin-Expressionsmuster im peripheren Nerven behandelter Versuchstiere und reduzierte die Antigen spezifische Lymphozyten-Proliferation und MHC Klasse II Expression auf APCs. Eine veränderte intrazelluläre Cholesterol-Verteilung könnte dem beobachteten Effekt zu Grunde liegen und zu einer reduzierten Immunaktivierung führen. Unsere Daten legen daher nahe, dass Quinpramin eine neue Kandidaten-Substanz für die Behandlung von Patienten mit immunvermittelten Neuropathien darstellt.