Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P701
DOI: 10.1055/s-0029-1238794

Routine-pAVK-Screening mittels Knöchel-Arm-Index auf der Stroke Unit als Risikoindikator

V Ziegler 1, H Soda 1, T Mucha 1, E Hiermann 1, I Ennemoser 1, B Griewing 1
  • 1Bad Neustadt/Saale

Einleitung: Die Bedeutung der pAVK als Risikoindikator für den Schlaganfall bzw. für eine erhöhte 1-Jahres-Mortalität wurde in der getABI-Studie [1] belegt. In SCALA [2] wurden eine klinisch auffällige pAVK in 10% und ein pathologischer Knöchel-Arm-Index (engl. Ankle Brachial Index, ABI) bei über 50% der Patienten gefunden. Der ABI geht auch in die Risikostratifizierung des Essen Stroke Risc Score (ESRS) ein und ist häufig mit einem hohen Rezidivrisiko (≥4%/Jahr) vergesellschaftet.

Ziele: Optimierung der Risikostratifizierung der Schlaganfallpatienten auf der Stroke Unit (SU) durch Erfassung der symptomatischen und asymptomatischen pAVK mittels ABI.

Methode: Konsekutive Erfassung des ABI auf der SU bei allen Patienten. Der ABI wird als Quotient des systolischen Blutdrucks der Knöchelarterien zu den Armarterien berechnet. Als Maßzahl für die Durchgängigkeit der distalen Beinarterien eignet er sich zum Screening auf die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Bei gefäßgesunden Patienten liegt der Wert ≥1, ein Wert <0,9 weist auf eine pAVK hin. Im Vergleich zu einer angiographisch festgestellten pAVK besitzt der genannte ABI-Wert eine Sensitivität von 90% und eine Spezifität von 98% [2].

Ergebnisse: Es wurde der ABI bei 276 konsekutiv auf der SU aufgenommenen Patienten gemessen und ausgewertet. Bei 55 (19,9%) Patienten fand sich ein ABI <0,9 und damit ein Hinweis auf eine pAVK. Klinisch auffällig waren 27 (9,8%) Patienten, eine pAVK war bei 7 (2,5%) Patienten bekannt.

Diskussion: Im Vergleich zu den Ergebnissen von SCALA [2] war ein pathologischer ABI <0,9 nur in 19,9% vs. 51% zu messen, die Häufigkeit der symptomatischen pAVK war mit 9,8% vs. 10% vergleichbar. Eine Erklärung für die starke Abweichung der Werte <0,9 besteht derzeit noch nicht. Trotzdem erfasst der ABI einen hohen Prozentsatz bisher nicht erkannter Patienten mit pAVK und trägt damit zur Risikostratifizierung und Festlegung der Sekundärprophylaxe bei. In Kenntnis von CAPRIE [4], die einen besonderen Benefit von Clopidogrel gegenüber ASS der pAVK-Subgruppe zeigt, wäre bei einem hohen Rezidivrisiko Clopidogrel zu empfehlen und gegenüber Nachfragen der Kostenträger zu belegen.

Schlussfolgerung: Ein pAVK-Screening mittels ABI sollte bei allen Schlaganfallpatienten als Routine-SU-Maßnahme durchgeführt werden, da viele Patienten eine unerkannte pAVK haben und damit ein hohes Schlaganfall-Rezidivrisiko sowie eine hohe 1-Jahres-Mortalität.