Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P558
DOI: 10.1055/s-0029-1238652

Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und Versorgungsmuster von Parkinson-Patienten in neurologischen Schwerpunktpraxen in Berlin (NeuroPa-Studie)

JP Reese 1, M Balzer-Geldsetzer 1, R Dodel 1, E Becker 1, A Christopher 1, H Friedrich 1, S Kraemer 1, W Lüer 1, M Müngersdorf 1, R Puzich 1, A Rohr 1, I Schultes-Platzek 1, V Siefjediers 1, K Tiel-Wilck 1, R Ehret 1
  • 1Marburg, Berlin

Fragestellung: Inanspruchnahme von Behandlungsleistungen und indirekte Kosten von Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS) in neurologischen Spezialpraxen in Berlin.

Methoden: In 12 neurologischen Spezialpraxen in Berlin wurden alle IPS – Patienten im 4. Quartal 2006 eingeschlossen. Die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen wurde retrospektiv für die vergangenen drei Monate mit einem Patientenfragebogen erfasst, Behandlungen und Verschreibungen der teilnehmenden Praxen prospektiv durch einen Arztfragebogen.

Als klinische Parameter wurden die Krankheitsausprägung nach Hoehn und Yahr (HY), das Vorliegen motorischer Komplikationen, neuropsychiatrische Symptome und Begleiterkrankungen erfasst. Darüber hinaus wurden depressive Symptome (mittels BDI), kognitive Beeinträchtigungen (mittels MMST), die gesundheitsbezogene Lebensqualität (mittels EQ-5D) erfasst.

Ergebnisse: Von den 425 ausgewerteten Patienten gaben 38 an, wegen IPS im Krankenhaus behandelt worden zu sein; 14 davon ambulant. 11 Patienten erhielten stationäre Rehabilitationsmaßnahmen. Als Anti-Parkinson-Medikation erhielten 76,2% (n=324) der Patienten L-Dopa, 61,4% (n=261) Dopaminagonisten, 22,4% (n=95) COMT Inhibitoren, 20,7% (n=88) Amantadin, 30,4% (n=129) MAO-B Inhibitoren, 1,9% (n=8) Anticholinergika und 1,2% (n=5) Apomorphin. Von den mit Dopaminagonisten behandelten Patienten erhielten 147 Pramipexol, 40 Patienten erhielten Cabergolin, 11 Patienten erhielten Pergolid, 37 Patienten Ropinirol und 8 Patienten α-Dihydroergocryptin, und 38 Patienten Rotigotin.

Neben den Besuchen in den teilnehmenden Schwerpunktpraxen waren 192 Patienten noch bei weiteren Ärzten. 193 Patienten nahmen eine Heilmitteltherapie in Anspruch (z.B. Physiotherapie).

Indirekte Kosten durch Produktionsausfälle traten bei 34 Patienten auf und betrugen im Mittel Eur2500 pro Jahr und Patient. Demgegenüber stehen direkte Kosten von ca. Eur6500.

Schlussfolgerungen: Anhand der vorliegenden Studie können Behandlungsmuster von IPS Patienten auf der Versorgungsebene der niedergelassenen Neurologen für Deutschland abgeschätzt werden. Die erhaltenen Daten können in Budget Impact Analysen dazu dienen, das Auftreten von Ereignissen wie Krankenhausaufenthalte oder Berufsunfähigkeit besser simulieren und deren Einfluss auf die Kostenstruktur besser abschätzen zu können.