Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P542
DOI: 10.1055/s-0029-1238636

Akuttherapie und Rehabilitation von Patienten mit lumboradikulärem Syndrom im Rahmen eines integrativen Versorgungsmodells: medizinische und ökonomische Auswirkungen

M Kottlors 1, EL Karl 1, FX Glocker 1
  • 1Bad Bellingen, Karlsruhe

Hintergrund der Untersuchung: Faktoren, die einen signifikanten Einfluss auf die Rückkehr von Patienten mit lumbalen Rückenbeschwerden an den Arbeitsplatz haben, sind die Selbsteinschätzung des Patienten, ob er an seinen Arbeitsplatz zurückkehren kann, die Länge der Arbeitsausfallszeit und die vom Patienten beurteilte Fähigkeitsstörung. Im Rahmen einer Studie in Kooperation mit der DRV Baden-Württemberg wurden die Faktoren untersucht, die bei der engen Vernetzung von Akutbehandlung und Anschlussheilbehandlung (AHB) auf den Erfolg der AHB einen Einfluss nehmen können.

Methodik: 162 Patienten mit lumboradikulärem Syndrom aufgrund eines Bandscheibenvorfalles, die nach akutstationärem Aufenthalt eine stationäre konservative Anschlussheilbehandlung im gleichen Setting im Zeitraum von 5/2006–12/2008 durchführten, wurden in die Auswertung eingeschlossen. Naturalistische Studie mit Erfassung der somatischen Parameter und instrumentalisierte Erhebung von Patientendaten mittels Fragebogen (VAS, FFbHR, FABQ, BDI, Arbeitsplatzbeurteilung) am Zeitpunkt T1 (Beginn) und T2 (Ende) der AHB sowie T3 (6 Monate nach der AHB).

Ergebnisse: Die mittlere AHB-Dauer betrug 21 Tage. 72 Prozent der Patienten konnte arbeitsfähig entlassen werden. 13 Prozent der Patienten mussten sich bis 6 Monate nach Beendigung der AHB einer Dekompressionsoperation unterziehen. In der Zwischenauswertung korrelierte die Länge der Arbeitsunfähigkeit vor Rehabeginn mit der Latenz der Aufnahme der beruflichen Tätigkeit nach Beendigung der AHB, jedoch nicht mit dem Ausmaß der Schmerzsymptomatik/neuroorthopädischen klinischen Symptomatik. Durch eine optimierte Zusammenarbeit von Antragssteller (Klinik) und Kostenträger (DRV) konnte bei jedem 3. Patienten eine direkte Übernahme vom Akut- in den Reha-Bereich erfolgen.

Diskussion: Die vorliegenden Zahlen zeigen, dass a) die Schmerzsymptomatik und die neurologische Symptomatik nicht mit der Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit korrelieren und b) durch enge Vernetzung von Akuttherapie und AHB bei den Kostenträgern durch Verringerung von Arbeitsunfähigkeitsgeld-Zahlungen (Krankenkassen) und Übergangsgeld-Zahlungen (Rentenversicherung) erhebliche finanzielle Leistungen eingespart werden können

Zusammenfassend ergeben sich in dieser Pilotstudie Hinweise, dass durch ein derartiges integratives Versorgungsmodell die Gesamtzeit von Akut- und Reha-Phase verkürzt werden kann mit dem Ergebnis einer früheren Rückkehr des Patienten an den Arbeitsplatz.