Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P497
DOI: 10.1055/s-0029-1238591

Frühe Tracheotomie bei zerebrovaskulären neurologischen Intensivpatienten

J Bösel 1, Y Hook 1, S Poli 1, T Steiner 1
  • 1Heidelberg

Hintergrund: Es ist allgemein akzeptiert, bei langzeitbeatmungspflichtigen Intensivpatienten per Tracheotomie den Orotrachelatubus gegen eine Trachealkanüle auszutauschen, um Analgosedativa zu reduzieren oder abzusetzen, Kehlkopfschäden vorzubeugen, Sinusitiden zu vermeiden, Pflegemaßnahmen zu erleichtern und Physiotherapie einzuleiten. Der optimale Zeitpunkt ist unbekannt, aber meistens wird die Tracheotomie nach 2–3 Wochen durchgeführt, z.T. nachdem Extubationsversuche gescheitert sind. Aus Studien an diversen Klientelen von Intensivpatienten mit unterschiedlichen Grunderkrankungen ergeben sich Hinweise darauf, dass durch eine frühere Tracheotomie die Zahl von Pneumonien und anderen Komplikationen verringert, die Beatmungs- und Intensivaufenthaltsdauer verkürzt, der Patientenkomfort erhöht und der Analgosedierungsbedarf deutlich reduziert werden kann. Für speziell neurologische Intensivpatienten sind diese Fragestellungen nicht untersucht worden, aber aus Subgruppenanalysen und pathophysiologischen Überlegungen ergibt sich, dass diese besonders, evtentuell auch hinschtlich des Outcomes, von einer frühen Tracheotomie profitieren könnten.

Methode: Intensivpatienten mit ischämischem Hirninfarkt, intrazerebraler/intraventrikulärer Blutung oder Subarachnoidalblutung, bei denen eine Langzeitbeatmung anzunehmen ist, werden nach Aufklärung und Zustimmung des Betreuers alternierend einer frühen (< d 3 nach Ereingnis) oder einer späten (d 7–14 nach Ereignis) Tracheotomie zugeführt. Die Tracheotomie erfolgt perkutan dilatativ durch Neurologen. Details zum Studiendesign wie Ein- und Ausschlusskriterien und Erfassung von Parametern werden ausführlich dargestellt.

Ergebnisse: Studiendesign, erste Ergebnisse und Studienverlauf hinsichtlich der Machbarkeit werden dargestellt.

Zusammenfassung: Wir postulieren, das zerebrovaskulär neurologische Intensivpatienten, die vielfach kein genuines Atemproblem, sondern ein zentral bedingtes Atemwegsschutzproblem (Aspirationsgefahr) haben, besonders von einer frühen Tracheotomie und raschem Ausschleichen der Analgosedierung profitieren, und zwar hinschtlich der Beatmungsdauer, der Intensivaufenthaltsdauer, der klinischen Beurteilbarkeit, der Zeit bis zur Ermöglichung von Physiotherapie und Rehabilitation, des Auftretens von Komplikationen und möglicherweise auch des Outcomes.