Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P457
DOI: 10.1055/s-0029-1238551

Psychische Komorbidität und Lebensqualität bei Postzosterneuralgie

T Schlereth 1, A Schreiber 1, F Birklein 1
  • 1Mainz

Fragestellung: In der Entstehung der Postzosterneuralgie (PZN) lassen sich zwei Mechanismen unterscheiden: 1. Die Deafferenzierung, bei der es auf Grund einer Nervenschädigung zu einem sensorischen Defizit kommt und 2. der „irritable Nozizeptor“ Typ, mit weitestgehend erhaltenen sensorischen Funktionen bei gleichzeitiger Sensibilisierung. Mit quantitativer sensorischer Testung (QST) kann zwischen diesen Mechanismen unterschieden werden. Ziel war es, herauszufinden, ob es Unterschiede zwischen diesen Gruppen hinsichtlich Angst, Depression und Lebensqualität gibt.

Methoden: 36 PZN-Patienten (Alter 72±1 Jahre) erhielten eine QST. Die QST- Ergebnisse wurden in Z-Werte umgerechnet. Die statistische Analyse erfolgte mittels T-Test. Angst und Depressivität wurde mittels HADS quantifiziert, die Einschätzung der Lebensqualität erfolgte mittels sf-36.

Ergebnisse: Die Patienten wurden anhand der QST – Ergebnisse in 2 Gruppen eingeteilt: 1. Deafferenzierungsgruppe (n=13), 2. gemischte Gruppe=Patienten mit geringer oder fehlender Deafferenzierung (n=23).

Die Schmerzstärke war initial in der Deafferenzierungsgruppe größer (p<0,01), in der Nachuntersuchung unterschied sich die Schmerzstärke jedoch nicht mehr; nur die Deafferenzierungsgruppe wies eine tendenziell niedrigere Schmerzempfindung im Verlauf auf (p=0,08). Im HADS höhere Angst- (p<0,01) und Depressivitätswerte (p<0,05) in der gemischten Gruppe bei gleichzeitig niedrigeren Werten im sf-36 für Vitalität, soziale Funktionsfähigkeit, emotionale Rollenfunktion und psychisches Wohlbefinden (alle p<0,01). Das Ausmaß der Deafferenzierung korrelierte positiv zu Angst (r 0,4, p<0,05), Depression (r 0,4, p<0,01) und die oben erwähnten sf-36 Werte.

Schlussfolgerung: Je geringer die Deafferenzierung ausgeprägt ist, desto stärker sind Angst und Depression ausgeprägt und desto deutlicher ist die Einschränkung der Lebensqualität. Dies könnte ein Hinweis dafür sein, dass je nach Mechanismus der PZN psychische Komorbiditäten in unterschiedlichem Ausmaß vorliegen. Daher sollte neben einer quantitativen sensorischen Testung zum Nachweis einer Deafferenzierung auch eine Untersuchung psychischer Einflüsse erfolgen, um damit die Therapie optimieren zu können.

Unterstützt durch DFG (Bi 579/1, Bi 579/4) und BMBF (DFN-Förderkennzeichen 01EM0506).