Aktuelle Neurologie 2009; 36 - P453
DOI: 10.1055/s-0029-1238547

Topische Mentholapplikation – somatosensorisches Profil eines humanen Schmerzmodells

A Binder 1, M Stengel 1, O Klebe 1, G Wasner 1, R Baron 1
  • 1Kiel

Fragestellung: Hyperalgesie ist ein häufiges Symptom neuropathischer Schmerzen. Humane Surrogatmodelle ermöglichen die Untersuchung dieser Phänomene an gesunden Probanden und werden unter anderem zur Prüfung der Wirksamkeit von Analgetika genutzt. Die topische Applikation von Menthol ist ein Modell zur Untersuchung der Kältehyperalgesie. Ziel dieser Studie war es mittels der Quantitativen Sensorischer Testung (QST) das somatosensorische Profil dieses Modells zu bestimmen und zusätzlich die Stabilität der induzierten QST-Veränderungen zu untersuchen.

Methoden: Bei 12 gesunden Probanden erfolgte die topische Applikation von 40%-Menthol am rechten Handrücken. Vorher und unmittelbar nach Ende der Applikation sowie alle 45min hiernach bis zu 245min nach Applikationsbeginn erfolgte eine QST Untersuchung im Applikationsareal nach dem Protokoll des Deutschen Forschungsverbundes neuropathischer Schmerz (DFNS). Zusätzlich wurde die Arealgröße der sekundären mechanischen Hyperalgesie und dynamisch mechanischen Allodynie bestimmt. Die QST-Befunde wurden mittels Wilcocxon Test statistisch verglichen. P<0,05 wurde als statistisch signifikant bewertet.

Ergebnisse: Bei allen Probanden konnte eine Abnahme der Kälteschmerzschwelle (CPT), der mechanischen Schmerzschwelle (MPT) und ein Anstieg der mechanischen Schmerzsensitivität (MPS) dargestellt werden. Zusätzlich ließ sich bei allen Probanden ein Areal einer sekundären mechanischen Hyperalgesie darstellen. Eine dynamisch mechanische Allodynie war bei nur einem Probanden nachweisbar. Die MPT (p<0,001) und MPS (p<0,01) zeigten sich über den gesamten Beobachtungszeitraum statistisch signifikant verändert. Die CPT zeigte sich stetig zunehmend und war lediglich bis zum Zeitpunkt 180min (p=0,01) statistisch signifikant unterschiedlich zumAusgangswert.

Schlussfolgerungen: Das Menthol-Modell ist ein geeignetes humanes Schmerzmodell eine Kältehyperalgesie und eine mechanische Hyperalgesie zu untersuchen. Bei Verwendung dieses Modells ist jedoch die Veränderung (Abnahme) der Kältehyperalgesie nach Applikation des Menthols zu beachten. Die mechanische Hyperalgesie zeigte sich hingegen als stabil.