Aktuelle Neurologie 2009; 36 - M386
DOI: 10.1055/s-0029-1238501

Wake-up Stroke – Therapie verschlafen?

L Breuer 1, PD Schellinger 1, HB Huttner 1, T Engelhorn 1, A Dörfler 1, M Köhrmann 1
  • 1Erlangen

Fragestellung: Bis zu 25% aller ischämischen Schlaganfälle treten während des Schlafes auf. Aufgrund des unklaren Zeitfensters existiert aktuell keine zugelassene Therapie für diese Patientengruppe. Es wird eine Übersicht über die Datenlage zu den diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten gegeben und erste eigene Ergebnisse zur MRT-basierten Thrombolyse bei Patienten mit „Wake-up Stroke“ (WUS) vorgestellt.

Methoden: Mittels Literaturrecherche wurden Arbeiten ausgesucht, die Patientencharakteristika, diagnostische und therapeutische Ansätze sowie Outcome bei WUS beschreiben. Im eigenen Zentrum wurden im Rahmen eines institutionellen Protokolls Patienten mit WUS MRT-basiert für eine Lyse im erweiterten Zeitfenster gescreent und wenn möglich behandelt. Es werden erste Daten zur Machbarkeit und Sicherheit dieses Vorgehens berichtet. Analysiert wurden Basisparameter, neuroradiologische Charakterstika, akuter Verlauf und das klinische Ergebnis nach 90 Tagen.

Ergebnisse: Derzeit besteht kein diagnostischer Goldstandard. Die einzige randomisierte Studie bei WUS stellt die AbESTT-II Studie dar, deren WUS-Arm aus Sicherheitsbedenken vorzeitig abgebrochen wurde. Erste Pilotstudien legen nahe, dass multimodale Bildgebungsverfahren, insbesondere die multimodale MRT, die Indikationsstellung einer Thrombolysetherapie bei WUS-Patienten verbessern könnten. In unserer Studie konnten 43 der 45 Patienten zur Diagnostik ein MRT erhalten. Zehn Patienten erhielten schließlich eine i.v. Thrombolyse. Behandelte und nicht behandelte Patienten unterschieden sich nicht bezüglich vorbestehender Risikofaktoren, Schlaganfallätiologie und der vorhergehenden Prophylaxetherapie. Der Anteil an Patienten, die ein günstiges Outcome hatten, unterschied sich in beiden Gruppen nicht, obwohl sich ein Trend für schwerere Schlaganfälle in der Lysegruppe zeigte. Es traten nur eine asymptomtomatische und keine symptomatische intrazerebrale Blutung auf.

Schlussfolgerung: Die Datenlage erlaubt keine endgültige Aussage zur Sicherheit und Wirksamkeit der Thrombolysetherapie von WUS-Patienten. Dennoch zeigen erste Pilotstudien, dass ein Teil der WUS-Patienten erfolgreich mit Thrombolyse behandelt werden kann. Unsere Studie zeigt, dass die MRT basierte Thrombolyse bei Patienten mit WUS im klinischen Alltag praktikabel ist. Es müssen größere, prospektive, randomisierte, kontrollierte Studien folgen um den Nutzen der multimodalen Bildgebungsverfahren in dieser Patientengruppe weiter zu untersuchen.