Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V237
DOI: 10.1055/s-0029-1238427

Visuelle Teilleistungsstörungen nach Posteriorinfarkt

SA Brandt 1, K Spang 1, I Käthner 1, C Grimsen 1, A Kraft 1, S Kehrer 1, M Köhnlein 1, M Fahle 1
  • 1Berlin, Bremen

Fragestellung: Der Introspektion erscheint der Sehvorgang als Einheit. Sehen besteht aber aus einer Vielzahl von Submodalitäten wie dem Erkennen von Farben, Bewegungen und Texturen. Verschiedene kortikale Areale sind an der Verarbeitung spezifischer visueller Leistungen beteiligt. Welche Konsequenzen haben umschriebene postgeniculäre ischämische Läsion und findet man hier visuelle Teilleistungsstörungen, die obwohl alltagsrelevant der Routinediagnostik entgehen? Ziel ist es hier, visuelle Teilleistungsstörungen sensitiver zu diagnostizieren und damit die vielfältigen Beschwerden nach umschriebenen Posteriorinfarkten besser zu verstehen.

Methoden: An 34 Patienten mit umschriebenen ischämischen Läsionen im okzipitalen (extrastriären), parieto-okzipitalen bzw. temporo-okzipitalen Kortex wurden zusätzlich zu einer klassischen Perimetrie die visuelle Submodalitäten (Textur Bewegung, Kontrast, Farbe) mit mithilfe einer neu entwickelten quadrantenspezifischen Perimetrie untersucht.

Ergebnisse: Die Gruppenanalyse zeigte hier 18 Patienten, die zwar in der klassischen Übersichts- und kinetischen Perimetrie ein freies Gesichtsfeld hatten, in der differenzierten Untersuchung allerdings visuelle Teilleistungsdefizite (im Sinne einer erhöhten Wahrnehmungsschwelle) in den kontraläsionalen Gesichtsfeldquadranten aufwiesen. Diese Defizite betrafen mehrere komplexere Submodalitäten (Textur, Bewegung) nicht aber die reine Kontrastwahrnehmung.

Schlussfolgerungen: Die Befunde der Patienten demonstrieren die Sensitivität des neuen Verfahrens in der Diagnostik von visuellen Teilleistungsstörungen, die in der klassischen Perimetrie unerkannt bleiben und damit eine alltagsrelevante Funktionsstörung abbilden.