Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V232
DOI: 10.1055/s-0029-1238422

Fallbericht einer letal verlaufenden Aspergillose mit initialer kompletten Ophthalmoplegie und unauffälligem Entzündungsparametern

P Wipfler 1, G Pilz 1, G Luthringshaus 1, F Strasser 1, R Kemmerling 1, D Neureiter 1, S Golaszewski 1, F Berr 1, G Ladurner 1, J Kraus 1
  • 1Salzburg, A

Hintergrund: Die Aspergillose der Nasennebenhöhlen wird in eine nicht-invasive und eine invasive Form eingeteilt. Die invasive Form der Aspergillose tritt vor allem bei immunsupprimierten Patienten auf. Diese kann noch weiter in eine granulomatöse, eine chronisch infiltrative und eine akut fulminat verlaufende Form unterteilt werden.

Fallbericht: Wir berichten über einen 68-jährigen Patienten, welcher uns von der Augenabteilung mit einer seit ca. 10 Tagen bestehenden unklaren kompletten Opthalmoplegie und einer Ptosis am rechten Auge vorgestellt wurde. An relevanten Vorerkrankungen waren eine Nierentransplantation nach diabetischer Nephropathie und eine koronare Herzkrankheit mit 2fach aortokoronarem Bypass bekannt. Der Patient wurde mit einer immunsuppressiven Therapie mit Tacrolimus, Mycophenolat und Prednisolon behandelt.

Das MRI ergab keinen Hinweis auf pathologische Signalintensitäten im Neurokranium sowie keinen Hinweis auf eine Raumforderung in der Orbita. Ein ergänzendes CT der Nasennebenhöhlen zeigte eine suspekte Knochenarrosion der oberen lateralen Wand des Daches des rechten Sinus sphenoidale. Das Aufnahmelabor zeigte keine Auffälligkeiten, insbesondere keine Entzündungswerte. Eine ergänzende Liquor-punktion war unauffällig.

Innerhalb weniger Stunden kam es zu einer deutlichen Verschlechterung des Allgemein-zustandes mit rezidivierenden Fieberschüben und schließlich auch zu einem CRP-Anstieg woraufhin der Patient auf die Intensivstation verlegt werden musste. Eine geplante Biospsie der rechten Nasennebenhöhlen konnte aufgrund einer sich fulminat entwickelten Sepsis des Patienten nicht mehr durchgeführt werden. Eine Therapie mit liposomalem Amphotericin B 200mg i.v. aufgrund des V.a. einer paranasalen Mykose wurde begonnen. Der Patient verstarb totzdem wenige Tage später an einer kardiorespiratorischen Insuffizienz im Rahmen der Sepsis.

In der darauffolgenden Obduktion zeigte sich eine invasive Aspergillusbesiedelung des Nasennebenhöhlensystems mit Infiltration der Orbita und intrakranieller Ausbreitung bis in den Sinus cavernosus, sowie eine Aspergillus-Pneumonie.

Diskussion: Eine akute fulminate invasive Aspergillose der Nasennebenhöhlen verläuft zumeist letal. Umso mehr ist eine schnelle Diagnostik, ggf. auch mittels Biopsie unumgänglich und eine sofortige antimykotischen und chirurgische Therapie schon beim geringsten Verdacht einer invasiven Aspergillose notwendig.