Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V198
DOI: 10.1055/s-0029-1238408

Führen DWI-Läsionen nach Revaskularisation der A. carotis interna zu einer Beeinträchtigung der Kognition?

K Wasser 1, SM Pilgram-Pastor 1, T Stojanovic 1, S Schnaudigel 1, H Schmidt 1, J Knauf 1, K Gröschel 1, M Knauth 1, A Kastrup 1
  • 1Göttingen

Zur Behandlung von Stenosen der A. carotis interna wird neben der Thrombendarterektomie (CEA) zunehmend auch die Stent-geschützte Angioplastie (CAS) eingesetzt. Bekannt ist, dass CAS mit einer erhöhten Inzidenz von embolischen Ereignissen einhergeht.

Ziel unserer Studie war es deshalb, zu untersuchen, inwiefern die Anzahl und Größe neu aufgetretener DWI-Läsionen nach CAS bzw. CEA die Kognition beeinflussen können.

In diese prospektive Studie wurden jeweils 23 CAS- und CEA-Patienten mit symptomatischer oder hochgradiger asymptomatischer Carotisstenose eingeschlossen. Jeweils ein bis zwei Tage vor sowie zwei bis vier Tage und drei Monate nach der Revaskularisation durchlief jeder Patient eine neuropsychologische Testbatterie mit 28 Tests. Dabei wurden sechs kognitive Domänen überprüft: Aufmerksamkeit, Kurzzeit- und Arbeitsgedächtnis, verbales und non-verbales Lernen und Gedächtnis, visuokonstruktive und exekutive Funktionen. Eine Kontrollgruppe von 27 Patienten wurde ebenfalls auf diese Weise getestet. Ihre Ergebnisse – angegeben als z-Werte – dienten als Referenzwerte für die Patientendaten. Als pathologisch wurden die kognitiven Leistungen der Patienten dann beurteilt, wenn mindestens zwei kognitive Domänen Verschlechterungen aufwiesen.

Zusätzlich wurde bei allen Patienten an den Testtagen eine 3-Tesla-MRT mit DWI-, SWI- und FLAIR-Wichtung durchgeführt.

Jeweils fünf von 23 CEA- und CAS-Patienten (22%) hatten wenigstens zwei pathologische Domänen direkt im Anschluss an die Revaskularisation. Drei Monate nach Behandlung war das bei jeweils drei Patienten der Fall.

Vor der Therapie zeigten sich in den Diffusions-gewichteten MRT-Sequenzen bei 7 von 23 CAS-Patienten (30%) und bei 5 von 23 CEA-Patienten (22%) ischämische Läsionen. Postinterventionell traten bei 13 von 21 Patienten (62%) neue DWI-Läsionen auf, dies war postoperativ bei keinem der CEA-Patienten der Fall (p<0,01).

Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Anzahl bzw. Größe der periinterventionell aufgetretenen DWI-Läsionen und der Verschlechterung der Kognition ließ sich nicht feststellen.

Damit widersprechen unsere Ergebnisse vorangegangenen Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von DWI-Läsionen nach CAS und CEA und einem Abfall der kognitiven Leistungsfähigkeit gezeigt hatten. Trotz einer signifikant höheren Anzahl von DWI-Läsionen nach CAS konnte kein bedeutsamer Unterschied zwischen den neuropsychologischen Ergebnissen der CAS- und der CEA-Gruppen nachgewiesen werden.