Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V180
DOI: 10.1055/s-0029-1238395

Prognostische Aussagekraft der Masern-Röteln-Zoster-Antikörper bei klinisch isoliertem Syndrom

U Kiechle 1, V Lehmensiek 1, D Rau 1, M Otto 1, H Tumani 1, J Brettschneider 1
  • 1Ulm

Hintergrund: Bei vielen Patienten mit Multipler Sklerose (MS) manifestiert sich die Erkrankung zunächst mit einer klinischen Episode bedingt durch eine einzelne demyelinisierende Läsion, dem klinisch isolierten Syndrom (CIS). Nach wie vor besteht ein Bedarf an Biomarkern, die verlässlich eine Progression eines CIS zur definitiven MS vorhersagen können. Wir untersuchten die prognostische Bedeutung der Masern-Röteln-Zoster (MRZ)-Antikörper (MRZ-Reaktion) bei Patienten mit CIS bezüglich einer Progression zu einer klinisch definitiven MS im Vergleich zu anderen Prognosemarkern.

Methoden: In einer prospektiven Studie über eine Nachverfolgungszeit von mindestens 1 Jahr erfolgte bei 92 CIS Patienten eine Bestimmung der MRZ-Antikörper per ELISA. Zudem erfolgte eine Bestimmung der Läsionslast im MRT sowie der oligoklonalen Banden (OKB) in Liquor und Serum. Die MRZ-Reaktion wurde bei mindestens zwei erregerspezifischen Antikörperindices (AI >1,5) als positiv bewertet.

Ergebnisse: Bei einer Konversionsrate von CIS zu MS von 53% (49/92) im Verlauf zeigte die MRZ-Reaktion von den untersuchten Markern die höchste Spezifität im Hinblick auf eine Konversion zur definitiven MS (77% für MRZ vs. 33% für OKB, 44% für MRT), bei einer Sensitivität von 47% (versus 96% für OKBs, 76% für MRT). Der höchste positive prädiktive Wert konnte durch Kombination von MRZ (70%) mit MRT (61%) und OKB (62%) erreicht werden (PPV für MRT+OKB+MRZ=80%).

Zusammenfassung: Die MRZ-Reaktion ist ein vielversprechender Marker hinsichtlich einer Konversion von CIS zu MS, deren Aussagekraft in Kombination mit OKB und MRT noch weiter gesteigert werden kann.