Aktuelle Neurologie 2009; 36 - M176
DOI: 10.1055/s-0029-1238391

Demenz und kognitive Beeinträchtigungen bei der Parkinson-Krankheit – Ergebnisse aus der GEPAD Studie

R Dodel 1
  • 1Marburg

Fragestellung: Demenzielle Syndrome, kognitive Beeinträchtigungen und andere psychopathologische Symptome sind häufige Be-gleiterscheinungen bei der Parkinson-Krankheit (PD). Die genauen Häufigkeiten dieser nicht-motorischen Komplikatio-nen und ihre Interaktionen mit soziodemographischen und klinischen Charakteristika der PD sind jedoch unklar. Bishe-rige Prävalenzschätzungen variierten beträchtlich. Für den niedergelassenen Versorgungssektor lagen bislang keine Daten vor.

Methoden: Die GEPAD (German Study on Epidemiology of Parkinson's Disease with Dementia) ist eine Querschnittsuntersu-chung an einer Zufallsstichprobe von 1,449 PD-Patienten, die im niedergelassenen neurologischen Versorgungssektor behandelt werden. Die Datenerhebung erfolgte mittels eines standardisierten klinischen Assessments. Der Parkinson-Status wurde mit standardisierten Verfahren erfasst (Hoehn&Yahr, UPDRS). Kognitive Beeinträchtigungen wurden mit neuropsychologischen Tests erhoben (z.B. MMSE≤24, PANDA≤14). Demenzielle Syndrome wurden nach DSM-IV-Kriterien diagnostiziert. Depressive Störungen wurden mit der MADRS (≥14) erfasst, psychotische Symptome mit ausgewählten klinischen Ratings aus dem Neuropsychiatrischen Interview.

Ergebnisse: Insgesamt 27,4% (95% KI:24,9–29,9) aller Patienten wiesen eine Demenz auf. Kognitive Beeinträchtigungen lagen bei 15,5% (MMSE≤24) bis 40,5% vor (PANDA≤14). Depressive Störungen wurden bei 25,2% festgestellt (MADRS≥14), und mindestens ein psychotisches Symptom bei 16%. Nur 53,7% aller Patienten waren frei von De-menz, Depression und psychotischen Störungen. Alter und PD-Schweregrad waren signifikant mit Demenz assoziiert. Depression, psychotische Symptome und andere neuropsychiatrische Störungen hatten einen zusätzlichen und unab-hängigen Effekt auf das Demenzrisiko.

Schlussfolgerungen: Die GEPAD-Studie konnte erstmalig zeigen, dass Demenz, Depression und psychotische Störungen bereits bei PD-Patienten im niedergelassenen Versorgungssektor früh im beträchtlichen Umfang auftreten. Allerdings sind die Bezie-hungen zwischen neuropsychiatrischen und extrapyramidalen motorischen Beeinträchtigungen wechselseitig und komplex und bedürfen weiterer Forschung. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine frühe Erkennung dieser Störungen bereits bei jüngeren und scheinbar weniger körperlich beeinträchtigten Patienten wichtig ist.