Aktuelle Neurologie 2009; 36 - M173
DOI: 10.1055/s-0029-1238388

Natives AQP4 als Target für die Bestimmung und pathogenetische Untersuchungen von Autoantikörpern bei Neuromyelitis optica: Ergebnisse aus einem neuen Bioassay

A Berthele 1, S Reddy 1, B Hemmer 1
  • 1im Auftrag der NEMOS

Die Neuromyelitis optica (NMO) ist eine chronische Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems mit unterschiedlichen Krankheitsausprägungen („NMO-Spektrum“). Autoantikörper gegen Aquaporin 4 (AQP4), einem auf Astrozyten exprimierten Wasserkanal, sind inzwischen als Biomarker der Erkrankung akzeptiert. Dieser Biomarker hat das diagnostische Vorgehen bei der NMO insofern revolutioniert, als er als spezifisch gilt und somit auch z.B. rezidivierende Optikusneuritiden oder langstreckige Myelitiden als abortive oder inkomplette Formen der NMO eingeordnet und behandelt werden können. Interessanterweise lassen sich im umgekehrten Fall, also bei Patienten mit nach klinischen Kriterien gesicherter NMO zwar bei einem Großteil, jedoch nicht bei allen diese Antikörper nachweisen. Ob diese Patienten tatsächlich keine AQP4-Antikörper bilden oder in den Assays falsch-negativ getestet werden, ist genauso wie die pathogenetische Bedeutung der AQP4-Antikörper bisher nicht im Detail verstanden.

Als Ergänzung zu den bisher zur Verfügung stehenden immunhistochemischen oder -präzipitationsbasierten Assays haben wir einen durchflusszytometrischen Test entwickelt. In diesem Test wird die Bindung von AQP4-Antikörpern an Zellen einer transduzierten Glioblastomzelllinie gemessen, die AQP4 in seiner nativen Konfiguration exprimiert. Weitere Vorteile dieses Assays liegen zum einen in der einfachen und schnellen Durchführbarkeit, zum anderen ermöglicht die AQP-4 transduzierte Zelllinie auch funktionelle Untersuchungen zellulärer Effekte der AQP4-Antikörper.

Bisherige Untersuchungen von Seren verschiedener NMO-Patientenkollektive, gesunder Kontrollpersonen und Patienten mit anderen entzündlichen ZNS-Erkrankungen zeigten, dass der neue durchflusszytometrische Test mindestens genauso spezifisch ist wie die etablierten. Insbesondere fanden sich keine AQP4-Antikörper bei MS-Patienten. Daten zur differentiellen Sensitivität, zu Liquor-Serum Quotienten und zur Quantifizierung der AQP4-Antikörper unter Therapie sollen ebenso präsentiert werden wie pathogenetisch interessante Befunde zur Zytotoxizität der AQP4-Antikörper.