Aktuelle Neurologie 2009; 36 - V121
DOI: 10.1055/s-0029-1238373

Schlaganfallinzidenz in der Ludwigshafener Schlaganfall-Studie

C Urbanek 1, F Palm 1, B Bode 1, SB Rose 1, F Buggle 1, H Becher 1, AJ Grau 1
  • 1Ludwigshafen

Hintergrund: Der Schlaganfall stellt ein zunehmendes menschliches, medizinisches und sozioökonomisches Problem dar. In der Anzahl der Schlaganfall-neuerkrankungen bestehen selbst innerhalb eines Landes deutliche lokale und regionale Unterschiede. Wir berichten über die Zwei-Jahres-Ergebnisse eines seit 2006 bestehenden Schlaganfallregisters aus einer überwiegend industriell geprägten Stadt im Südwesten Deutschlands.

Methoden: Ludwigshafener Schlaganfall-Studie (LuSSt) ist ein populationsbasiertes Schlaganfallregister in der Stadt Ludwigshafen a. Rh. (ca. 168.000 Einwohner). Seit dem 1.1.2006 werden in Kooperation mit allen regionalen Versorgungseinrichtungen alle Patienten mit Schlaganfällen und transitorisch ischämischen Attacken (TIA) erfasst. Für alle Krankheiten und Risikofaktoren werden internationale Standarddefinitionen verwendet. Die Schlaganfallätiologie wurde anhand der modifizierten TOAST-Kriterien ermittelt.

Resultate: Insgesamt konnten in den Jahren 2006/2007 1162 Patienten mit Schlaganfall/TIA erfasst werden. Hiervon haben insgesamt 732 einen erstmaligen Schlaganfall erlitten. Die Inzidenz für erstmalige Schlaganfälle lag bei 218/100.000 Einwohner. Nach Altersadjustierung für die europäische Normalbevölkerung lag die Inzidenz für erstmalig aufgetretene Schlaganfälle bei 148/100.000 Einwohner (95% KI 136–159). Von allen 732 Patienten mit erstmalig aufgetretenden Schlaganfall erlitten 648 (89%) einen ischämischen Schlaganfall (IS). Bei 69 (9%) Patienten wurde eine intracerebrale Blutung und bei 16 (2%) eine Subarachnoidalblutung diagnostiziert. Bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall wurden bei 211 Patienten (33%) ein kardioembolischer Infarkt, ein durch eine Artherosklerose der großen Gefäße bedingter Infarkt bei 113 Patienten (17%), und eine Ischämie durch eine Mikroangiopathie bei 167 Patienten (26%) diagnostiziert. Hinweise auf eine wahrscheinlich lokal atherothrombotische Genese fanden sich bei 95 Patienten (15%). Ein “ätiologisch andersartig definierter“ Schlaganfall wurde bei 5 Patienten (1%) und ein Schlaganfall unklarer Genese bei 46 Patienten (7%) diagnostiziert.

Zusammenfassung: Nach Altersjustierung für die europäischen Normalbevölkerung lag die Inzidenz des erstmalig aufgetretenen Schlaganfalls in Ludwigshafen höher als in anderen Schlaganfallregistern aus Mittel- und Westeuropa. Ferner zeigte sich ein geringeres Auftreten intrazerebraler Blutungen. Bezüglich der Schlaganfallklassifikation fand sich ein hoher Anteil kardioembolisch bedinger Schlaganfälle.