Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A141
DOI: 10.1055/s-0029-1225065

BET/Mastektomie +/- Radiatio – Leitlinienkonforme Behandlung bestätigt Fisher und Veronesi

R Wolters 1, M Wischnewsky 1, A Wöckel 2, C Kurzeder 2, R Kreienberg 2
  • 1Universität Bremen, FB Mathematik und Informatik, Bremen, Deutschland
  • 2Universitätklinikum Ulm, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Ulm, Deutschland

Zielsetzung: In einer retrospektiven, multizentrischen Studie sollte untersucht werden: (1) Gelten die Ergebnisse von Fisher/Veronesi (Erstdiagnose: 1973–1980) zu BET+Radiatio vs. Mastektomie für T1-Patienten auch bei aktueller S3-leitlinienkonformer Behandlung? (2) Können die Ergebnisse von Fisher/Veronesi auf T2-Tumore übertragen werden? (3) Gelten die Ergebnisse auch bei Leitlinienverletzungen?

Methoden: 3649 Patientinnen (Erstdiagnose: 1992–2005) gingen in die Studie ein. Jede diagnostische und therapeutische Maßnahme wurde nach Leitlinienkonformität (konform/nicht-konform) und Durchführung (durchgeführt/nicht durchgeführt) klassifiziert.

Ergebnisse: 3.036 (83,2%) der Patientinnen erhielten eine BET, 613 (16,8%) eine Mastektomie (100% Leitlinien-konform). 344 (56,1%) der Mastektomie-Patientinnen erhielten zusätzlich eine leitlinienkonforme Radiatio. In einem Follow-Up von 120 Monaten zeigen sich für T1- und T2-Tumore keine signifikanten Unterschiede bzgl. rezidivfreiem Überleben (RFS) zwischen BET+Radiatio und Mastektomie (T1: HR=1.08 (95% – CI:0.70–1.67), p=0,281; T2: HR=1.21 (95% – CI: 0.61–2.39), p=0,577). Bei T2-Tumoren ist kein signifikanter Unterschied (logrank p=0,156) zwischen BET+Radiatio und Mastektomie+/-Radiatio zu erkennen. Leitlinienkonforme BET+Radiatio bzw. Mastektomie-Radiatio ist bezüglich des RFSs signifikant besser als jede nicht-leitlinienkonforme Therapie (HR=2.57, 95% – CI: 2.05–3.22, p=0.001). Insbesondere ist eine BET-Radiatio oder mit nicht-leitlinienkonformer Radiatio signifikant schlechter als eine Mastektomie (p=0,004; adjustiert nach Tumorgröße, Nodalstatus und Grading). Es gibt keinen signifikanten Unterschied (p=0,885) bezüglich des RFSs zwischen Patientinnen mit T3- und T4-Tumoren (Therapie: Mastektomie+Radiatio).

Zusammenfassung: Die Ergebnisse der Untersuchung bestätigen (1) die Ergebnisse von Fisher/Veronesi für T1-Tumore. (2) Sie zeigen, dass (durch Fortschritte in der Strahlentherapie) die Ergebnisse von Fisher/Veronesi auf T2-Tumore übertragen werden können, und dass (3) jede Art von Leitlinienverletzung zu signifikant schlechterem Outcome führt.