Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A126
DOI: 10.1055/s-0029-1225050

Die Prognosefaktoren uPA/PAI-1 bei Patientinnen mit nodalnegativem Mammakarzinom im Vergleich zur klinisch-pathologischen Risikoabschätzung in der NNBC 3-EUROPE Studie

C Thomssen 1, M Vetter 1, E Kantelhardt 1, M Schmidt 2, C Veyret 3, C Meisner 4, G von Minckwitz 5, PM Martin 6, FC Sweep 7, D Paepke 8 N Harbeck 9NNBC-3 Study Group fd
  • 1Uinversitätsklinik und Poliklinik, Martin-Luther-Universität, Halle (Saale), Deutschland
  • 2Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Universitätsfrauenklinik, Mainz, Deutschland
  • 3Centre Henri Becquerel, OB/GYN, Rouen, Frankreich
  • 4Eberhard Karls Universitaet, IMB, Tuebingen, Deutschland
  • 5German Breast Group GmbH, GBG, Neu-Isenburg, Deutschland
  • 6l'AP-HM, Laboratoire de Transfer en Oncologie Biologieque, Marseille, Frankreich
  • 7Radboud University, Department of Chemical Endocrinology, Nijmegen, Niederlande
  • 8Universitätsklinik und Poliklinik, Technische Universität, München, Deutschland
  • 9Universität Köln, Brustzentrum Köln/Frechen, Köln, Deutschland

Zielsetzung: Die Invasionsmarker uPA (Urokinase-Typ Plasminogenaktivator) und sein Inhibitor PAI-1 werden für die Risikoabschätzung in der klinischen Routine beim nodalnegativen Mammakarzinom empfohlen. Wir führten eine prospektive Studie (NNBC 3-Europe) zum Vergleich zwischen biologischer (uPA/PAI-1) und klinisch-pathologischer Risikoabschätzung und Optimierung der adjuvanten Chemotherapie durch.

Materialien und Methoden: Zwischen 2002 und 2009 rekrutierten wir 4.150 Patientinnen in 151 Zentren. Bei 2.500 Patientinnen wurde die Tumorgewebekonzentration von uPA und PAI-1 mittels ELISA bestimmt. Die Risikoabschätzung basierte auf dem Grading und bei G2-Tumoren auf uPA/PAI-1 bzw. einem an St. Gallen adaptierten Algorithmus. Hochrisiko-Patientinnen wurden für die adjuvante Chemotherapie randomisiert (FEC*3-Doc*3 vs. Standard FEC*6). Für die uPA/PAI-1 Bestimmung erfolgte eine zentrale Qualitätssicherung (QA).

Ergebnisse: Die Risikoabschätzung erfolgte in 66 Zentren (2.500 Patientinnen) nach biologischen und in 110 Zentren (1.645 Patientinnen) nach klinisch-pathologischen Kriterien. Es wurden 1.335 Patientinnen nach FEC-Doc und 1.327 nach FEC randomisiert. Im Niedrigrisikoarm erhielten 1.483 Patientinnen ausschließlich endokrine Therapie. Der Median für uPA-Werte lag bei 2.5ng/mg Protein, für PAI-1 bei 15.6. Insgesamt wurden 39% der Patientinnen nach uPA/PAI einem niedrigen Rezidivrisiko zugeordnet und 31% nach klinisch-pathologischer Risikoabschätzung. Im QA-Programm lagen die mittleren Variationskoeffizienten für die uPA/PAI-1 Bestimmung bei 12%.

Zusammenfassung: Die klinische Studie zur Risikoabschätzung mittels uPA/PAI-1 wurde mit 4.150 eingeschlossenen Patientinnen planmäßig beendet. Die Routinebestimmung von uPA/PAI-1 ist verlässlich und sogar in Material aus Stanzbiopsien machbar. Mittels Grading und uPA-/PAI-1 kann eine adjuvante Chemotherapie in etwa 39% aller Patientinnen mit nodalnegativem Mammakarzinom vermieden werden.

Kooperation: EORTC Patho-Biology Group, AGO Breast Group, GBG. Forschungsunterstützung: Sanofi-Aventis, Pfizer, American Diagnostica, Martin-Luther-Universität Halle.