Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A97
DOI: 10.1055/s-0029-1225021

Differentielle Genexpressionsanalyse zwischen früh- und spätrezidivierten Mammakarzinomen

C Ruckert 1, M Dugas 1, L Kiesel 2, C Liedtke 2
  • 1Universitätsklinikum Münster, Institut für Medizinische Informatik und Biomathematik, Münster, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Münster, Deutschland

Zielsetzung: Ziel dieser Studie war die Identifikation von genomischen Unterschieden zwischen frühen und späten Mammakarzinomrezidiven.

Material und Methoden: Wir untersuchten öffentlich verfügbare Genexpressionsprofile (Affymetrix U133A Genechips®) von 74 Patientinnen mit rezidiviertem, nodalnegativem und HER2-negativen Mammakarzinom (Desmedt et al., Clin Cancer Res 2007). Die Stratifikation des Kollektivs für den Östrogenrezeptorexpressionsstatus (ER-Status) erfolgte auf der Basis des Probesets für 205225_at/ESR1 (Gong et al. Lancet Oncol 2007). Die statistische Auswertung umfasste (a) eine univariate Korrelationsanalyse zwischen Früh- vs. Spätrezidiven und klinischen Parametern (Erkrankungsalter, ER-Status, Tumordifferenzierungsgrad, Primärtumordurchmesser, Adjuvant-Online-Risiko und Risiko gemäß der 76-Gen-Rotterdam-Signatur), (b) eine hierarchische Clusteranalyse zur visuellen Darstellung der genomischen Merkmale in Abhängigkeit des Rezidivzeitpunktes und (c) eine differentielle Genexpressionsanalyse zwischen Früh- und Spätrezidiven nach Stratifikation für die ER-Expression.

Ergebnisse: 91 von 198 Patientinnen erlitten ein Rezidiv im Beobachtungszeitraum von max. 24 Jahren. 53 (71,6%) und 21 (28,4%) Patientinnen wurden klassifiziert als ER-positiv bzw. ER-negativ. Der mittlere Rezidivzeitpunkt für ER-positive und ER-negative Patientinnen lag bei 2116 bzw. 1306 Tagen. Es zeigte sich eine statistisch signifikante Assoziation zwischen Rezidivzeitpunkt und ER-Status (p=0,023) sowie Differenzierungsgrad (p=0,03) und 76-Gen-Rotterdam-Signatur (p=0,03). Nach Stratifikation für ER ließ sich weder in der hierarchischen Clusteranalyse eine sichere Assoziation zwischen Rezidivzeitpunkt und Genexpressionsprofil, noch differentiell exprimierten Gene zwischen frühen und späten Rezidiven erkennen. Zusammenfassung: Ein positiver ER-Expressionsstatus ist ein wichtiger Prädiktor für ein spätes im Vergleich zum frühen Mammakarzinomrezidiv. Nach Stratifikation für ER zeigen sich in unserem Studienkollektiv keine sicheren genomischen Unterschiede zwischen Tumoren von Patientinnen beider Rezidivgruppen.