Einleitung: Die Strahlenbehandlung ist integraler Bestandteil der Brustkrebstherapie. Ein Dilemma
ergibt sich aus dem Zeitpunkt der Mastektomie und Brustrekonstruktion, da bislang
mit Strahlenfolgen an Haut und transplantiertem Gewebe zu rechnen ist. Somit wird
derzeit bei geplanter postoperativer Strahlenbehandlung entweder keine primäre Brustrekonstruktion
durchgeführt oder ein temporärer Platzhalter. Unser Konzept sieht eine Modifikation
des Bestrahlungsregimes vor, so dass eine primäre Brustrekonstruktion trotz geplanter
Bestrahlung ermöglicht wird.
Material/Methode: Die Indikation zur postoperativen Strahlenbehandlung richtet sich nach der S3 Leitlinie.
Im Rahmen der Strahlenbehandlung wird in tangentialer Technik die Thoraxwand unter
Aussparung der rekonstruierten Brust bestrahlt. Wir berichten über 24 Patientinnen
(November 2006 – Dezember 2008) im Alter von durchschnittlich 42 (26–62) Jahren, die
nach Eigengewebsrekonstruktion mit diesem Konzept behandelt wurden.
Ergebnisse: Bei 24 Patientinnen wurde nach einer modifizierten, periareolären skin sparing Mastektomie
eine Eigengewebsrekonstruktion durch freien DIEP (16 Patientinnen) oder freien S-GAP
(8 Patientinnen) durchgeführt. Die Operationszeit betrug beim DIEP 4 (3–5,5), beim
S-GAP 5 (4,5–6) Stunden. Es gab keinen Lappenverlust. Die Radiotherapie begann 5/6
Wochen postoperativ. Das Follow up der Patientinnen betrug 6–24 Monate. In dieser
Zeit gab es keine Hautnekrosen, Fibrosen oder Verformung der Brust. Im Nachbeobachtungszeitraum
trat kein Lokalrezidiv auf.
Schlussfolgerung: Die hier vorliegende Studie zeigt, dass es durch Verwendung sogenannter Tangenten
möglich ist, die negativen Folgen der Bestrahlung für eine Eigengewebsrekonstruktion
zu vermeiden, ohne dass aus onkologischer Sicht Kompromisse eingegangen werden. Dies
stellt aus unserer Sicht einen Paradigmenwechsel dar, da nun Patientinnen trotz postoperativer
Strahlentherapie in den Vorzug einer primären Brustrekonstruktion kommen.