Entzündliche Prozesse im Bereich des Spinalkanals und des Rückenmarks können zahlreiche
Ursachen haben. Im Vordergrund stehen hier Infektionen durch Mikroorganismen sowie
immunologische Erkrankungen. Die Bildgebung kann oft nur in der Zusammenschau mit
einer ausführlichen Anamnese, den klinischen Befunden, sowie der Liquor- und Laboruntersuchung
sinnvolle Differenzialdiagnosen liefern.
Myelitiden sind Entzündungen des Rückenmarks die in der grauen Substanz (Poliomyelitis)
oder in der weißen Substanz (Leukomyelitis) liegen können. Ist der ganze Rückenmarksquerschnitt
betroffen spricht man von Querschnittsmyelitis oder Myelitis transversa.
Bei MS-Patienten mit ZNS-Befall findet man in bis zu 80% auch Läsionen im Rückenmark.
Am häufigsten ist dabei in etwa 60% der Fälle das zervikale Mark betroffen. Ein isolierter
Befall des Rückenmarks kommt bei etwa 10%-20% der MS-Patienten vor. Daher schließen
fehlende intrakranielle Herde eine MS nicht aus.
Die wichtigsten Differenzialdiagnosen der demyeliniserenden Rückenmarksentzündungen
sind die spinale durale Fistel, die funikuläre Myelose oder die spinale Ischämie.
Extradurale Prozesse wie die Spondylodiszitis und epidurale Abszesse entstehen meist
im Rahmen von anderen Infektionskrankheiten insbesondere bei immungeschwächten Patienten
und Diabetikern oder iatrogen, beispielsweise nach Bandscheibenoperationen. Im MRT
führt bei der Spondylodiszitis das entzündungsbedingte Knochenödem zu einer Absenkung
des Signals im T1w Bild und entsprechender Signalsteigerung der betroffenen Wirbelkörper
im T2w Bild. Besonders sensitiv für den Ödemnachweis sind fettunterdrückte T2w-Aufnahmen
(z.B. STIR). Die wichtigsten Differenzialdiagnosen der Spondylodiszitis sind die WS-Metastasen
oder der WK-Befall durch lymphatische Neoplasien.
(Auszug aus: Forsting/Jansen – MRT des Zentralnervensystems 2006)
Lernziele:
Erlernen der
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Systematik entzündlicher spinaler Erkrankungen
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typische MRT- und CT Befunde
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wichtigsten Differenzialdiagnosen
Korrespondierender Autor: Jansen O
Institut für Neuroradiologie, Arnold-Heller-Str.3, 24105 Kiel
E-Mail: o.jansen@neurorad.uni-kiel.de