Endoskopie heute 2009; 22 - P34
DOI: 10.1055/s-0029-1216022

Ergebnisse nach endoskopischer versus operativer Therapie von Patienten mit gastrointestinalen Karzinoiden

C Staib-Knoche 1, T Maier 1, D Stüker 1, F Granderath 1, A Königsrainer 1, T Kratt 1
  • 1Universitätsklinik Tübingen, Allgemeinchirurgie, Tübingen, Germany

Karzinoide bzw. Neuroendokrine Tumoren (NET) des Gastrointestinaltraktes sind seltene Erkrankungen. Ihre Inzidenz liegt bei 0.5–1%. Am häufigsten treten NET im unteren Gastrointestinaltrakt (dist. Jejunum und Ileum, Rektum, Appendix) auf, gefolgt von Duodenum und Pankreas. Die aktuelle WHO-Klassifikation unterscheidet NET mit benignem Verhalten sowie hoch und niedrig differenzierte neuroendokrinen Karzinome. Primäres Behandlungsziel ist eine kurative chirurgische Behandlung. Submuköse Karzinoide haben eine relativ günstige Prognose; der generelle Stellenwert einer definitiv-endoskopischen Therapie ist unklar. Vorgestellt werden retrospektiv erhobene Langzeitergebnisse nach endoskopischer versus operativer Therapie von neuroendokrinen Tumoren im GIT. Dabei wurden lediglich Patienten vergleichend berücksichtigt, die einer potentiellen endoskopischen Therapie zugänglich gewesen sind (Ausschlusskriterien: Pankreas-, Dünndarm- und Appendix-Karzinoide).

Methoden und Material: 67 Patienten mit endoskopisch erreichbarem NET/NEK im GI-Trakt (19 Patienten mit endoskopischer Therapie, davon 3 x OP nach kurativer Endoskopie, 15 x OP nach nicht-kurativer Endoskopie, 24 x primär kurative OP, ggf. + Chemotherapie, 9 x palliative Verfahren [Endoskopie, OP, Chemotherapie etc.). Mittleres Alter 57 Jahre; 36Männer, 31 Frauen. Follow up 37 Monate. 45 auswertbare Patienten (mit nicht primär palliativem Ausgangsbefund). Gruppe 1– endoskopische Therapie/Gruppe 2– chirurgische Therapie

Resultate: Mortalität in beiden Gruppen null. Komplikationen: (Nach-) Blutungen Gruppe 1: 25% / Gruppe 2: 8%. Wundinfekt Gruppe 1: 0% / Gruppe 2: 8%. Anastomoseninsuffizienz Gruppe 2: 8%. Peritonitis: Gruppe 1: 0% / Gruppe 2: 16%. Narbenhernie: Gruppe 2: 8%. Lokalrezidiv: Gruppe 1: 8% (2 × Rektum) / Gruppe 2: 0%.

Therapieergebnisse nach Lokalisation: Ösophagus: 2 Pat. mit palliativem Verlauf/Magen: 8 Pat. geheilt durch Endoskopie, 5 Pat. geheilt durch OP, 2 Pat. mit palliativem Verlauf. Duodenum: 3 Pat. geheilt durch Endoskopie, 4 Pat. geheilt durch OP, 1 Pat. mit palliativem Verlauf. Ileozökalbereich: 3 Pat. geheilt durch OP, 2 Pat. mit palliativem Verlauf. Colon: 1 Pat. geheilt durch OP. Rektum: 13 Pat. geheilt durch Endoskopie (starr/flexibel), 1 Pat. mit palliativem Verlauf.

Insgesamt 24 Patienten geheilt durch endoskopische Resektionsverfahren (11xTEM, 13xflexibel), weiterhin 13 kurative Eingriffe (davon 8 OPs nach nicht-kurativer Endoskopie). In insgesamt 8 Fällen ergab der Langzeitverlauf trotz initialer Heilung eine nicht-kurative Endoskopie bzw. Operation (metachrone Filiae).

Die Höhe des Proliferationsmarkers Ki 67 korrelliert mit Heilungschance: Sobald der Anteil >5% lag, war endoskopisch bzw. bei >10% auch operativ keine Heilung mehr zu erreichen.