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DOI: 10.1055/s-0029-1216002
Akute Pankreatitis nach endoskopisch retrograder Cholangiopankreatikografie (ERCP) – monozentrische retrospektive Studie bei 1275 Patienten
Hintergrund: Im Rahmen einer ERCP wird als relevante Komplikation das Auftreten einer akuten post-ERCP-Pankreatitis angesehen, deren Häufigkeit nach derzeitiger Studienlage zwischen 1.6% und 17% liegt. Ziel unserer Studie ist die Evaluation der Häufigkeit und des Schweregrades einer post-ERCP-Pankreatitis am Patientengut der Med. Klinik B der Universität Münster.
Methoden: Eingeschlossen wurden 1275 Patienten, die sich in den Jahren 2004–2008 in der Medizinischen Klinik und Poliklinik B einer ERCP unterzogen und hinsichtlich der Entwicklung einer post-ERCP-Pankreatitis evaluiert wurden. Die post-ERCP-Pankreatitis wurde definiert als akuter Abdominalschmerz post interventionem, einhergehend mit einer mindestens dreifach erhöhten Serumlipase sowie eines mindestens 24stündigen Schmerzmittelbedarfs. Der Schweregrad wurde nach dem Imrie-Score berechnet. Ein Imrie-Score von <3 wurde als milde, ein Score von ≥3 als schwere Pankreatitis interpretiert. Statistisch ausgewertet wurden Liegedauer, Schmerzdauer und Schmerzmittelbedarf als Morphinäquivalenzdosis. Häufigkeiten und Subgruppenanalysen erfolgten mittels SPSS 16.0 für Windows. Signifikanztestungen wurden mittels Chi-Quadrat-Test durchgeführt. Ein p<0.05 wurde als statistisch signifikant betrachtet.
Ergebnisse: Insgesamt wurden bei 1275 Patienten (mittleres Alter 59.12 Jahre, 50.2% männlich, 49.8% weiblich) 2364 ERCPs ausgewertet. 688 (29.1%) ERCPs waren rein diagnostisch. 1676 (70.9%) ERCPs erfolgten mit Intervention (IDUS 17.7%, Biopsie 15.7%, Papillotomie 26.75%, Metallstent 2.96%, Plastikprothese 41.43%, Konkrementextraktion 15.66%). 51 Patienten (2.29%) entwickelten eine post-ERCP-Pankreatitis, von der bei 47 (92.2%) Patienten eine milde und bei 4 Patienten (7.8%) eine schwere Verlaufsform auftrat. Liegedauer, Schmerzdauer und Schmerzmittelbedarf waren bei Patienten mit schwer verlaufender Pankreatits signifikant höher. Die Anzahl an therapeutischen ERCPs war in der Pankreatitis-Gruppe nicht signifikant erhöht. Wohl aber unterschied sich die Art der Intervention. So war der Anteil an ERCPs mit intraduktalem Ultraschall (IDUS), Papillotomie und transpapillären Biopsien hoch signifikant höher in der Pankreatitis-Gruppe (p<0.01). Eine post-ERCP-Pankreatitis trat bei Patienten mit juxtapapillärem Divertikel (12.77 vs. 6.9%) signifikant häufiger auf (p<0.004).
Schlussfolgerungen: ERCPs bergen trotz mehrheitlich interventioneller Art ein geringes Risiko in der Entwicklung einer post-ERCP-Pankreatitis, die in der überwiegenden Mehrheit milde verläuft. Als statistisch relevante Risikopatienten konnten solche identifiziert werden, bei denen ein juxtapapilläres Divertikel vorliegt oder die Untersuchungen mit IDUS, Papillotomie oder transpapillärer Biopsieentnahme hatten.