Endoskopie heute 2009; 22 - P10
DOI: 10.1055/s-0029-1215998

Enterale Selbst-Expandierende Stents (SEMS) im Colon: Indikation, Technik und Outcome

H Nietsch 1
  • 1KH St. Elisabeth, Med Klinik I, Halle, Germany

Hintergrund: Selbst-expandierende Stents (SEMS) werden in der endoskopischen Behandlung von malignen und benignen Stenosen im oberen Gastrointestinaltrakt seit Jahren eingesetzt. Durch die Weiterentwicklung der Stent-Technologie sind nun auch großlumige Stents für das Colon verfügbar. Wir berichten über unsere „single-center“ Erfahrung der letzten zwei Jahre mit Implantation von insgesamt 18 Colon-SEMS.

Methode: Von 6/2006 bis 6/2008 wurden an unserem Viszeralmedizinischen Zentrum 18 Colonstent-implantationen durch zwei erfahrene Untersucher durchgeführt. Nach eingehender Patientenaufklärung und Einwilligung erfolgte die Coloskopie unter Sedierung mit Midazolam oder Propofol. Die Stenose wurde visualisiert, ein Führungsdraht unter Durchleuchtung proximal der Stenose platziert und der Stent entweder in der „over-the-wire“ (OTW) Technik unter alleiniger Röntgenkontrolle, oder in der „trough-the-scope“ (TTS) Technik unter direkter endoskopischer Sicht freigesetzt.

Ergebnisse: Die Mehrzahl der Colon-SEMS Implantationen (n=10, m=8; f=2; Alter: 73.6J. (61–81)) erfolgte palliativ bei hochgradiger Tumorstenosierung (Rektum n=3, Sigma n=3, Transversum n=3, Ascendens n=1), fortgeschrittener Metastasierung und einem Karnofsky-Index von <60%. Die technische Erfolgsrate lag bei 100%. Bei einem Patienten kam es zwei Wochen nach Implantation zu einer Stentperforation, die eine Resektion erforderlich machte. Ein weiterer Patient hatte nach 10 Monaten eine Re-Stenose, bedingt durch Tumoreinwachsen, die mittels Thermoablation therapiert wurde. Bei weiteren 5 Patienten (m=4, f=1, Alter 68 (59–77)) erfolgte die Stentimplantation (vollständig Polyethylen-covered SEMS) bei postoperativer Anastomoseninsuffizienz (Rektum n=4, Sigma n=1). Ein Sigmastent migrierte 10 Tage nach Implantation. Trotz erfolgreicher Neuinsertion konnte kein suffizienter Fistelverschluss erreicht werden. Alle anderen covered-SEMS wurden nach vollständiger Ausheilung der Anastomoseninsuffizienz im Mittel nach 6 Wochen endoskopisch extrahiert. Bei zwei weiteren Patienten wurden covered Rektum-SEMS bei Dilatations-refraktären Anastomosenstenosen mit sehr gutem klinischem Erfolg implantiert (m=1 Alter 88, f=1 Alter 6, Z.n. M. Hirschsprung-Resektion).

Schlussfolgerung: Colon-SEMS ermöglichen die minimal-invasive endoskopische Therapie von malignen und benignen Stenosen und stellen eine wertvolle Therapieoption zur Behandlung von postoperativen Anastomoseninsuffizienzen des Rektums dar.