Endoskopie heute 2009; 22 - FV21
DOI: 10.1055/s-0029-1215974

Hexaminolävulinat als Fluoreszenzmarker zur Früherkennung dysplastischer Kolonläsionen mittels Fluoreszenz-Videoendoskopie

B Mayinger 1, F Neumann 1, C Kastner 2, D Schwab 3
  • 1Klinikum München-Pasing, II. Med. Klinik, München, Germany
  • 2Klinikum München-Pasing, München, Germany
  • 3Krankenhaus Martha-Maria, Med. Klinik, Nürnberg, Germany

Einleitung: In den letzten Jahren wurden in der Endoskopie diverse diagnostische Verfahren zur Tumorfrüherkennung – wie Chromoendoskopie, NBI und Autofluoreszenz -erprobt. Die Fluoreszenz-Endoskopie mittels fluoreszierender Tumormarkern ist ein neues Gebiet in der Gastroenterologie. Die vorliegende Studie beschreibt die Früherkennung dysplastischer Kolonläsionen unter Verwendung eines neuen Fluoreszenz-Videoendoskop-Systems [Storz] in Kombination mit Hexaminolävulinat (HAL [Photocure ASA, Oslo]) als Photosensibilisator. Dieses Verfahren, das Adenome mit einer Rotmarkierung versieht, wurde hinsichtlich seiner Durchführbarkeit, Sensitivität, Spezifität und Detektionsrate evaluiert und mit dem gängigen Verfahren der Video-Weißlicht-Endoskopie verglichen.

Methode: In einer prospektiven Studie wurden 25 Patienten mit vorbekannten Kolonpolypen vor Koloskopie mit 1.6 mmol HAL per Einlauf sensibilisiert. Nach einer Inkubationszeit von 60 Minuten erfolgte die photodynamische Diagnostik (PDD) unter Verwendung eines speziellen Video-Fluoreszenzendoskop mit Blaulichtanregung. Parallel zum PDD-Modus wurde die Kolonschleimhaut im Weißlicht-Modus auf dysplastische Läsionen inspiziert und mit den korrelierenden histopathologischen Befunden verglichen.

Ergebnisse: Unter Verwendung der Histologie als Goldstandard zeigten 92/94 der Kolondysplasien eine Rotfluoreszenz unter HAl-induzierter Fluoreszenz. 56/94 wurden in der Weißlicht-Endoskopie gesehen. Die Größe der 38 im Weißlichmodus nicht detektierten Adenome betrug zwischen 1–25mm (im Mittel 5.1mm), mit davon 34% flachen Adenomen. Im PDD-Modus ergaben sich 28 falsch positive Befunde, im WL-Modus 12. Sensitivität, Spezifität, ppV, npV und Genauigkeit betrugen 97.8%, 61.4%, 76.6%, 95.7% und 82.0% im PDD-Modus und 59.5%, 83.5%, 82.3%, 61.6% und 70.0% im WL-Verfahren.

Insgesamt wurden im HAL-Fluoreszenz-Verfahren 38% mehr Adenome als im Weißlicht-Modus detektiert.

Schlussfolgerung: Die PDD mittels enteral verabreichtem HAL unter Verwendung eines speziellen Videokoloskops führt zu einer selektiven Rotfluoreszenz und verbesserten Detektionsrate von kolorektalen Adenomen. Es stellt neues Verfahren dar, das es erlaubt schwer detektierbare Kolondysplasien gezielt im Sinne einer „red-flag“-Technik zu diagnostizieren.