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DOI: 10.1055/s-0029-1215956
SpyGlass Cholangioskopie – Erste Erfahrungen zu Indikationen und klinischem Nutzen
Fragestellung: Die Kombination von Cholangiografie und direkter intraluminaler Darstellung des Gallenwegssystems kann den diagnostischen Ertrag und die therapeutischen Möglichkeiten der ERCP verbessern. Das SpyGlass-Cholangioskopiesystem (SGDVS, Boston Scientific, MA, USA) ist eine neue Methode der peroralen Cholangioskopie.
Methodik: Untersuchung der Sicherheit und des diagnostischen bzw. therapeutischen Ertrags des SpyGlass-Cholangioskopiesystems in verschiedenen Indikationen im Rahmen eines Single-Center-Registers.
Ergebnis: Zwischen 01/08–07/08 wurden 49 Patienten (29m, 20w, Altersmedian 60 Jahre) mittels SpyGlass-Cholangioskopie im Rahmen einer ERCP untersucht. Die Indikationen waren Bifurkationsstenosen (n=15), Strikturen des DHC oder der peripheren Gallenwege (n=10), primär sklerosierende Cholangitis (PSC) (n=15), impaktierte intraduktale Gallensteine (n=4), biliäre Strikturen nach Lebertransplantation (PTBS) (n=4) und autoimmune Cholangitis (AIC) (n=1). Cholangioskopie mit dem SpyGlass-System wurde bei allen Patienten erfolgreich und ohne Komplikationen durchgeführt. Die mittlere Untersuchungszeit betrug 17 Minuten (Median 15, Spannweite 8–47 Minuten).
In den Fällen mit Gallenwegsstrikturen konnten jeweils alle Zielläsionen ausreichend dargestellt werden. Bei 14/15 (93%) Patienten mit Bifurkationsstenosen wurden malignitätsverdächtige intraduktale Gewebsformationen mittels Cholangioskopie dargestellt, ebenso bei 9/10 Patienten mit Strikturen des DHC bzw. der peripheren Gallenwege. Bei 1/15 PSC-Patienten, die zum Malignitäts-Screening untersucht wurden, wurde in der Cholangioskopie eine Tumorformation gesehen, die in der Cholangiografie nicht abzugrenzen war. Die typischen Aspekte einer PTBS wurden gesichert in allen 4 Patienten mit Gallenwegsstenosen nach Lebertransplantation, wodurch die Indikation zur endoskopischen Therapie gestellt werden konnte. Die klinischerseits vermutete AIC konnte bei einem Patienten via Cholangioskopie objektiviert werden. Bei 3/4 Patienten mit impaktierten Gallenwegssteinen wurde eine cholangioskopisch geführte elektrohydraulische Lithotripsie erfolgreich durchgeführt. Insgesamt 4 Strikturen konnten ausschließlich unter cholangioskopischer Führung mittels Draht überwunden werden, nicht aber unter Cholangiografie allein.
Schlussfolgerung: Das SpyGlass-Cholangioskopiesystem ist eine sichere und effektive Methode der Differentialdiagnose bei biliären Pathologien. Es ermöglicht diagnostische (Malignitätsnachweis, Früherkennung intraduktaler Gewebsformationen) und therapeutische (Lithotripsie) Möglichkeiten und ist hilfreich bei der gezielten Katheterisierung hochgradiger Strikturen. Angesichts limitierter Ressourcen müssen optimale Indikationen zum Einsatz der Methode noch identifiziert werden.