Klin Monbl Augenheilkd 2009; 226 - R35
DOI: 10.1055/s-0029-1213639

Endophthalmitis: Umsetzung praktischer Empfehlungen

S Kohnen 1
  • 1Augen-Centrum Dreiländereck Aachen

Die postoperative Endophthalmitis gehört zu den gefürchteten Komplikationen der Katarakt-Chirurgie. Ihre Inzidenz wird in der Literatur mit 0,02 bis 0,1% angegeben. Ihr Verlauf ist meist verheerend, die Prognose zumindest ungewiß, häufig jedoch infaust. Die Prophylaxe einer Endophthalmitis steht für jeden Katarakt-Chirurgen vor ihrer Therapie. Sterilität im Umgang mit medizinischen Instrumenten unter der Operation ist zu gewährleisten. Darüber hinaus kommen allen Desinfektionsmaßnahmen zur Keimreduzierung vor, während und nach der Operation eine besondere Bedeutung zu. Reduzierte chirurgische Inzisionen, kürzere Operationszeiten, der gezielte Einsatz antibiotischer Pharmaka am Zielort oder auch Veränderungen der chirurgischen Techniken haben die Keiminvasion im Auge vermindert. Restlos vermeiden kann sie der Operateur jedoch letztendlich nie. Allgemein gültige Empfehlungen zur Prophylaxe der Endophthalmitis finden sich in den Leitlinien. Jeder Operateur bindet zusätzlich individuelle Erfahrungen und Empfehlungen in seine operationsbegleitenden Prozeduren ein. Der Einsatz steriler Instrumente während der Operation ist voraus zu setzten. Außerdem werden Einmalschlauchsystem der Phakomaschine, Einmalinfusionsbestecke und der einmalige Einsatz der Infusionsflaschen empfohlen. Für viele Operateure hat auch der Einsatz von Lidsperrern mit Absaugung einen Vorteil, ebenso wie die Verwendung von Injektorsystemen zur Implantation von Faltlinsen. Klärung zu evidenzbasierten Empfehlungen hat eine groß angelegte Studie der ESCRS gebracht. Einige Prozeduren konnten in ihrer Wirksamkeit statistisch bestätigt werden. Hierzu gehört die mehrfache Desinfektion des OP-Feldes mit Polyvidon-Jod-Lösung. Auch für die direkte Gabe einer Jod-Lösung in den Bindehautsack präoperativ konnte die Wirksamkeit belegt werden. Die intraokulare Antibiotika-Gabe wurde kontrovers diskutiert. Ein Teil der Operateure benutzte ein Antibiotikum in der Spüllösung, ein anderer Teil verzichtete hierauf. Darüber hinaus wurde die intracamerale Gabe eines Antiotikum am Ende der Katarakt-Operation in der neueren Literatur empfohlen, die parabulbäre Gabe hingegen wurde durch die Zunahme der Tropfanästhesie zurückgedrängt. Auch zu dieser Frage konnte die ESCRS-Studie Klärung bringen. Nur die intracamerale Gabe eines Antibiotikums war in der Lage, das Endophthalmitis-Risiko um den Faktor 5–6 zu reduzieren.

Literatur:

DOG-/BVA-Leitlinie zur Prophylaxe und Therapie von Endophthalmitiden, www.dog.org/publikationen-endophthalmitis

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Montan PG, Wejde G, Setterquist H, Rylander M, Zetterström C. Prophylactic intracameral cefuroxime: Evaluation of safety and kinetics in cataract surgery. J Cataract Refract Surg 2002; 28:982–987

Libre PE, Della-Latta P, Chin NX (2003) Intracameral antibiotic agents for endophthalmitis prophylaxis: A pharmacokinetic model. J Cataract Refract Surg 29:1791–1794

Barry P. Seal DV, Gettinby G et al. ESCRS study of prophylaxis of postoperative endophthalmitis after cataract surgery; preliminary report of principal results from a European multicenter study; the ESCRS Endophthalmitis Study Group. J Cataract Refract Surg 20006; 32:407–410

ESCRS Endophthalmitis Study Group. Prophylaxis of postoperative endophthalmitis following cataract surgery: Results of the ESCRS multicenter study and identification of risk factors. J Cataract Refrct Surg 2007; 33:978–988