Zusammenfassung
Fragestellung: Beobachtungsstudien zeigten immer wieder, dass erhöhte Blutdruckwerte im Laufe einer
Kur unter hydrotherapeutischen Maßnahmen nach Kneipp oder unter Balneotherapie abzusinken
pflegen. Ob dies allein auch durch Milieuwechsel und Erholung zusammen mit einem gesundheitsbewussten
Lebensstil erreicht werden kann, oder ob dies doch mehr den speziellen physikalischen
Maßnahmen zuzuschreiben ist, sollte nun durch eine randomisierte, kontrollierte Studie
an Hypertonikern, die sich wegen einer kardiovaskulären Grunderkrankung in einer 3–4-wöchigen
stationären Rehabilitation befanden, geklärt werden.
Methode: Nach Erfüllen der Aufnahmekriterien erfolgte die randomisierte Aufteilung entweder
in eine Kontrollgruppe (n=48) ohne Hydrotherapie oder in die Interventionsgruppe (n=50)
mit regelmäßigen Wasseranwendungen nach Kneipp. Beide Gruppen erhielten die gleiche,
in einer kardiologischen Rehabilitation übliche eingereicht multimodale Basistherapie.
Die Blutdruckeinstellung wurde durch Blutdruckmessungen in Ruhe, unter standardisierter
Ergometerbelastung und durch eine 24h-Langzeitmessung quantifiziert. Zusätzlich wurden
Gewichtsverlauf und Medikamentenverbrauch dokumentiert.
Ergebnisse: In beiden Gruppen sanken im Verlauf der stationären Rehabilitation die systolischen
und diastolischen Blutdruckwerte ab. Der Abfall des systolischen Blutdrucks und des
mittleren Blutdrucks über 24 h war jedoch in der Interventionsgruppe signifikant stärker
ausgeprägt als in der Kontrollgruppe. Gegen Ende der Rehabilitation zeigte die Gruppe
mit Wasseranwendungen bei einer vergleichbaren Leistung von 100 Watt nicht nur einen
geringeren Blutdruckanstieg als die Kontroll gruppe, sondern auch eine höhere Gesamtleistung.
Nur in dieser Gruppe konnte die antihypertensive Medikation schließlich auch reduziert
werden.
Schlussfolgerung: Der antihypertensive Effekt einer leitliniengerechten nicht medikamentösen Basistherapie
im Rahmen einer stationären Rehabilitation kann bei leichter bis mittlerer Hypertonie
durch regelmäßige hydrotherapeutische Anwendungen nach Kneipp signifikant verstärkt
werden. Zusätzlich erfolgt eine Leistungssteigerung, die Medikamentendosis kann reduziert
werden. Kneipp-Anwendungen sind aufgrund der einfachen Handhabung eine wirksame Erweiterung
der nicht medikamentösen Basistherapie der Hypertonie.
Abstract
Purpose: Observational studies have repeatedly shown an antihypertensive effect of hydrotherapy
or balneotherapy over the course of rehabilitation treatment. This controlled and
randomised trial intends to clarify whether this effect can be explained by typical
rehabilitation parameters alone (e.g. change of environment, relaxation and a more
health-conscious lifestyle) or whether it can be attributed to hydrotherapy in treatment
of patients with arterial hypertension grade I/II (WHO).
Methods: Once qualified according to admission criteria, participants were randomly allocated
to two groups, i.e. the intervention group (n=48) with regular hydrotherapeutic treatments
and the control group (n=50) without hydotherapy. Both groups received identical multidisciplinary
general treatment, as is common for cardio-logical rehabilitation. Blood pressure
levels were quantified by measurements at rest, under standardized stress ergometry
and by a 24-h sustained measurement. In addition, weight progression and pharmacological
consumption were monitored.
Results: In both groups, systolic and diastolic blood pressure decreased. However, the reduction
of systolic blood pressure and mean arterial blood pressure over 24 h was significantly
more distinct in the intervention group. After rehabilitation, members of the intervention
group not only exhibited a significantly lower increase in blood pressure under the
exposure to ergometry at 100 Watt but also a higher level of overall performance than
the control group. Reducing the dosage of antihypertensive medication was only possible
in the intervention group.
Conclusions: The trial results show, that periodical hydrotherapeutic treatment reduces systolic
blood pressure, increases overall performance and facilitates dosage reduction of
antihypertensive drugs. Therefore, hydrotherapy qualifies as a suitable supplement
to non-pharmacological treatment in arterial hypertension.
Schlüsselwörter
arterielle Hypertonie - antihypertensive Therapie - Hydrotherapie - Kneipp - Lebensstilmodifikation
- Rehabilitation
Key words
arterial hypertension - antihypertensive therapy - hydrotherapy - Kneipp - lifestyle
modification - rehabilitation