Zusammenfassung
Im Serum finden sieh Stoffe thermostabiler Natur, die auf Bakterien spezifische, wachstumsbeeinflussende
Wirkungen ausüben. Diese Serumkörper stehen, wie Versuche bei einer größeren Zahl
von Infektionskrankheiten ergeben, in Beziehungen zur natürlichen Immunität der Art
und des Individuums. Diese Beziehungen können aber nicht für alle Krankheiten in ein
einheitliches Schema gebracht werden. Es hat sich gezeigt, daß für zwei Gruppen von
Krankheiten ein entgegengesetztes Verhalten zwischen Serumstruktur und Empfänglichkeit
angenommen werden muß. Bei den Krankheiten, deren Erreger leicht Endotoxine bilden
können, ist Bakterizidie oder Entwicklungshemmung des inaktiven Serums ein Ausdruck
für Empfänglichkeit, ungehemmtes Wachstum im inaktiven Serum ein Ausdruck der Immunität.
Bei Infektionen, die septikämischer Natur sind und bei denen die Bakterien zu schrankenloser
Vermehrung im Innern der infizierten Individuen kommen können, spricht ungehemmtes
Wachstum im inaktiven Serum für Empfänglichkeit, Bakterizidie oder Hemmung des inaktivierten
Serums für völlige oder relative Immunität seines Besitzers. Ob den Toxikosen ein
besonders Verhalten zukommt, kann nach den Befunden bei Diphtherie angenommen, aber
nicht als bewiesen hingestellt werden.