Zusammenfassung
Ich möchte also hinsichtlich der diagnostischen Erkennung, speziell gegenüber andersartigen
Darminfekten, das Hauptgewicht legen auf die Eosinophilie, die bei Typhus, Paratyphus,
Ruhr usw. nicht vorzukommen scheint (Pappenheim, Stäubli u. a.). Erst in zweite Linie
stelle ich das Gesichtsödem, die Erscheinungen an den Muskeln und am Nervmuskelapparat.
Der keineswegs immer leichte Trichinellennachweis im exzidierten Muskel ist natürlich
das sicherste Kriterium, während der Nachweis im Stuhl bekanntlich zu den größten
Seltenheiten gehört[3)] und der Nachweis der Embryonen im strömenden Blut in unserem Falle jedenfalls mißlang
und wohl überhaupt nur bei reichlicher Ueberschwemmung des Körpers gelingen dürfte.
Hinsichtlich der Therapie habe ich in einer Reihe der Fälle Versuche mit Salvarsan-
und mit Strychnininjektionen angestellt. Nur von letzteren hatte ich den Eindruck
einer wirklichen Beeinflussung und Beschleunigung des Krankheitsablaufs, während das
Salvarsan in allen Fällen erfolglos blieb.
Allerdings überstieg die Gesamtmenge des gegebenen Salvarsans niemals 1,5 N-S; sie
hätte wohl noch gesteigert werden können. Aber sowohl die einzelne Einspritzung als
auch die in der Regel bis zum Ende der hauptsächlichen Fieberperiode reichende Gesamtmenge
beeinflußten den Verlauf niemals in erkennbarer Weise. Oedeme, Eosinophilie, Nervmuskelveränderungen
zeigten kein anderes Verhalten als bei den nicht mit Salvarsan behandelten Kranken.
Der bessere Eindruck bei Strychninbehandlung kennzeichnete sich als ein rascheres
Verschwinden der Schmerzen und, wenn ich mich so ausdrücken darf, eine raschere Wiederkehr
der Kontraktilität des Muskels. Diese Wirkung kann ja nur erklärt werden als eine
bessere Bahnung motorischer Reize durch die dem Strychnin eigene Erhöhung der Reflexerregbarkeit
im Rückenmark (bzw. Beseitigung von Hemmungen). Sie entspricht aber ganz der Wirkung
des Strychnins bei nervös bedingten Motorischen Paresen, z. B. bei Neuritiden, und
weist (trotz der bisher immer negativen anatomischen Befunde der. Nerven von an Trichinose
Gestorbenen) auf das Bestehen einer Neuritis hin. Jedenfalls kann ich einen Versuch
mit Strychnintherapie nach meinen Erfahrungen auch bei Trichinose empfehlen.
3 Die entgegengesetzte Behauptung Utrobins steht völlig vereinzelt da.