Erfahrungen über Salvarsanbehandlung luetischer und metaluetischer Erkrankungen des
Nervensystems unter Kontrolle durch die Lumbalpunktion
Zusammenfassung
1. Bei Paralysis incipiens hat sich während einer durchschnittlich sechswöchigen Beobachtungszeit
ein konstanter wesentlicher Einfluß der Salvarsanbehandlung weder auf das sonstige
klinische Verhalten noch auf die Eigenschaften des Liquor und die Wassermannsche Reaktion
des Blutes konstatieren lassen.
2. Bei Tabes ist in einigen Fällen nach Salvarsanbehandlung Besserung von lanzinierenden
Schmerzen und gastrischen Krisen, einmal nach vorübergehender Reizwirkung, beobachtet,
aber nie eine wesentliche Aenderung der objektiven nervösen Erscheinungen erzielt
worden. Zweimal zeigte der Liquor eine markante, über das Maß der normalen Schwankungen
hinausgehende Verminderung der pathologischen Eigenschaften (Nonnes Reaktion, Pleozytose),
mehrmals einen geringen, bei einer ursächlichen Beurteilung nicht sicher zu verwertenden
Rückgang derselben. Die Wassermannsche Reaktion in Blut und Liquor blieb bei Tabes
bei mehrwöchiger Beobachtung durch Salvarsan unbeeinflußt.
3. Bei Lues cerebrospinalis war eine günstige Wirkung des Salvarsans sowohl auf die
übrigen klinischen Symptome als auch auf die Eigenschaften des Liquor deutlich wahrnehmbar.
4. In drei Fällen von „Neurorezidiv nach Salvarsan” ergab die Beobachtung (typische
Veränderungen des Liquor; einmal günstige Beeinflussung durch Salvarsan), daß den
nervösen Störungen eine Meningitis luetica zugrunde lag.