Zusammenfassung
Aus unseren Untersuchungen geht hervor, daß cholesterinarme Diät, Alter, Abzehrung,
schlechter Allgemeinzustand und vor allem Temperaturerhöhung vermindernd auf den Cholesteringehalt
des Blutes wirken.
Bei cholesterinreicher Kost, bei allen schweren Stoffwechselerkrankungen, Diabetes,
Fettsucht, Nephritis, frischer Atherosklerose, fanden wir eine ausgesprochene Hypercholesterinämie.
Ob beim Typhus, der von allen anderen Infektionskrankheiten eine Sonderstellung einnimmt,
die Hypercholesterinämie, die mit Beginn der Rekonvaleszenz einsetzt und Wochen hindurch
dauern kann, das Resultat eines lange dauernden Fiebers mit seinen Folgen ist oder
durch spezifische Vorgänge im Körper ausgelöst wird, wollen wir nicht entscheiden.
Auf die Rekonvaleszentennahrung ist sie, wie der Vergleich mit anderen Infektionskrankheiten
zeigt, sicher nicht allein zu schieben.
Wir stehen noch ganz im Beginn unserer Kenntnisse über die Verbreitung und die Bedeutung
des Cholesterins im menschlichen Organismus.
Aus den Arbeiten von Dorée und Gardner, Fraser und Ellis geht wohl mit Sicherheit
hervor, daß das Cholesterin in den Körper mit der Nahrung eingeführt und nicht von
diesem gebildet wird. Die Flintsche Theorie, daß das Cholesterin ein Produkt der Zersetzung
des Nervengewebes sei, ist von Grigaut und Laroche widerlegt.
Wir wissen jetzt aber auch, daß das Cholesterin ein stetiger Bestandteil der tierischen
Zellen ist und in allen Körperflüssigkeiten erscheint. Wir haben gelernt, daß in fast
gesetzmäßiger Weise bei bestimmten Krankheiten das Cholesterin im Blut angehäuft wird,
bei anderen pathologischen Vorgängen regelmäßig vermindert erscheint. Noch wissen
wir nicht, ob es sich hier um sekundäre Stoffwechselvorgänge handelt, oder ob dem
Cholesterin irgendeine aktive Rolle im Kampfe des Organismus gegen die Krankheit zuzuschreiben
ist. Noch gilt es, die einzelnen Bausteine zusammenzutragen und unsere Erfahrungen,
die wir auf Grund vervollkommneter Methode erworben haben, zu mehren. Ehe wir nicht
die Bedeutung des Cholesterinstoffwechsels im normalen und kranken Organismus erkannt
haben, sind alle therapeutischen Versuche mit dem Cholesterin, wie sie von verschiedenen
Seiten ausgeführt wurden, verfrüht und ein Arbeiten im Dunkeln.