Zusammenfassung
Bei Kindern bis zu zwei Jahren ist es leicht möglich, einen einfachen Nelatonkatheter
15 (F) durch den Magen in das Duodenum einzuführen. Dieser „Duodenalkatheter” ermöglicht
die Unterscheidung von Pylorospasmus und Pylorusstenose, nötigenfalls unter Kontrolle
des Röntgenschirmes und unter der Voraussetzung, daß keine organische Pylorusobstruktion
vorliegt. In hierhergehörigen und nahestehenden Fällen kann der Katheter zur Duodenalernährung
verwendet werden, ähnlich wie das beim Erwachsenen möglich ist. Die Einführung der
Sonde scheint den Spasmus zu mildern.
Außer für diese praktischen Zwecke ist der Katheter auch für wissenschaftliche Untersuchungen
verwendbar. Er gestattet direkte Gewinnung von Pankreassekret und ermöglicht z. B.
die Feststellung, daß die drei Pankreasfermente einschließlich des diastatischen Fermentes
bereits in den ersten Lebenstagen vorhanden sind. Bei Atrophikern liegt laut Ergebnis
entsprechender direkter Untersuchungen keineswegs, wie gelegentlich angenommen wurde,
ein merklicher Mangel an Pankreasferment vor. Bei manchen dieser Kinder findet sich
neben Hyposekretion des Magens dünnes, wäßriges Darmsekret in reichlicher Menge und
darin alle drei Pankreasfermente, Lipase allerdings nur in geringer Quantität („Paralytische
Pankreashypersekretion” oder „Pankreassukkorrhoe”).
Auch bei manchen Fällen von Hypersekretion des Magens findet sich eine Pankreashypersekretion,
die aber ganz andersartig ist. Hier ist wahrscheinlich die Drüse durch den gesteigerten
Reiz des reichlichen Magensaftes zu erhöhter Tätigkeit angeregt („funktionelle Pankreashypersekretion”).
Mittels des Katheters kann auch die Erforschung des Icterus neonatorum auf neuem Wege
in Angriff genommen werden. Bei Fällen von kongenitaler Obliteration der Gallenwege
kann festgestellt werden, ob auch der Pankreasausführungsgang verschlossen ist oder
nicht.
Der mit einer sterilen Gelatinekapsel versehene Katheter kann zur Entnahme von Dünndarminhalt
zu bakteriologischer Untersuchung Verwendung finden (Enteritische Infektionen, Dysenterie,
Typhus, Amöbenerkrankungen).
Bei einem typhuskranken Kinde fanden sich im Duodenalinhalt Typhusbazillen nahezu
in Reinkultur.