Zusammenfassung
Unter den angeführten häufigsten Salvarsanstörungen wird an Hand eines besonders lehrreichen
Falles zu der Frage der auf Salvarsaneinverleibung hin sich einstellenden Blutungen
in Form der hämorrhagischen Diathese Stellung genommen. Das Wesen derselben erkennen
wir in einer „funktionellen Permeabilitätsschwankung der Kapillarwand auch für rote
Blutkörperchen” (Walterhöfer), ausgelöst durch einen Reiz auf das Zentralnervensystem,
das bei manchen Individuen — vielleicht schon unter dem Einfluß der Grundkrankheit
Syphilis— gegen Salvarsan überempfindlich geworden ist. Als Behandlung dieser Schädigung
wird schonende individualisierte Wismutbehandlung mit kleinen Dosen empfohlen, die
eine besonders roborierende Zwischenbehandlung überflüssig macht und den Vorzug der
Weiterführung einer spezialisierten Kur dieser voraus hat. Derartige Schädigungen
können den überragenden Wert des Salvarsans nicht beeinträchtigen, sie müssen aber
zur Vorsicht mahnen und insbesondere eventuell auftretenden, scheinbar leichten und
vorübergehenden Nebenwirkungen erhöhte Bedeutung verschaffen. Kopfschmerz, Fieber,
vor allem Schüttelfrost als die flüchtigsten Erscheinungen solcher Ueberempfindlichkeit
lassen einen Wechsel der Kur notwendig erscheinen, da Art und Schwere der diesen folgenden
weiteren und späteren Schädigungen zunächst nicht zu übersehen sind.