Zusammenfassung
Die neueren Untersuchungen über die tetanischen Erkrankungen haben ergeben, daß die
Kalziumentionisation bei der Entstehung der Symptome erst in zweiter Linie wirksam
ist. Im Vordergrund steht die verschieden starke Adsorption der komplexen Kalziumsalze
des Serums an die Kolloide des Serums und der Gewebe. Findet hier durch irgendwelche
Umstimmung des Körpers — sei es infolge Ausfalls der Parathyreoidea oder sonstiger
Störungen — eine vermehrte Adsorption statt, so steht das komplexe Kalzium an den
Bedarfsstellen in vermindertem Maße zur Verfügung, und hierdurch kommt es zu den tetanischen
Erscheinungen. So ist zu erklären, daß trotz gleich schlechter Ionisationsbedingungen
für das Kalzium des Serums in dem einen Falle (Tetanie) Krämpfe auftreten, in dem
anderen (Nephritis) nicht.
Eine wirksame Therapie der menschlichen parathyreopriven Tetanie ist durch das „kalkmobilisierende”
Parathormone Collips ermöglicht. Bei der rachitogenen kindlichen Tetanie stellt die
Bekämpfung der Rachitis wohl die ätiologische Behandlung dar. Im akuten Stadium ist
neben reichlicher Kalziummedikation — gegebenenfalls intravenös Kalzium Sandoz oder
Afenil — auch ein Versuch mit dem Parathormone berechtigt, dessen Wirkung sich aber
erst nach 4—5 Stunden einstellt.