Zusammenfassung
1. Es wurde eine Kranke mit 2 Gallenblasen beobachtet. Die eine Gallenblase enthielt
Steine, während die andere steinfrei war.
2. In dem Befund ist ein Hinweis dafür zu erblicken, daß die Ursache der Cholelithiasis
nicht so sehr in einer krankhaften Zusammensetzung der Galle zu suchen ist. Vielmehr
ist anzunehmen, daß in erster Linie eine lokale Ursache an der Gallenblase für das
Auftreten von Gallensteinen verantwortlich zu machen ist.
3. Lokale Bedingungen an der Gallenblase, die zu Cholelithiasis führen, können anatomischer
oder funktioneller Natur sein. Im vorliegenden Falle wurde aus dem geringeren Tonus
sowie aus dem flauen Schatten der steinhaltigen Gallenblase auf eine Störung der motorischen
Funktion geschlossen.
4. Es werden weitere 6 Beobachtungen mitgeteilt von phrygischer Mütze oder zirkulärer
Abschnürung der Gallenblase und Divertikelbildung vergesellschaftet mit Gallensteinen.
In zwei weiteren Fällen von Hakengallenblase waren ebenfalls Steine vorhanden.
5. Es ist anzunehmen, daß die bei der phrygischen Mütze sowie bei der Hakengallenblase
abgeschnürten Gallenblasendivertikel sich schlecht entleeren. Aus dem retinierten
Gallenschlamm — dem Bodensatz der Gallenblase — entstehen infolge fortschreitender
Eindickung schießlich Gallensteine, die zunächst vorwiegend aus Cholesterin bestehen.