Zusammenfassung
Die Untersuchung auf chronische Infektionsherde am Gebiß sollte zur vollständigen
Untersuchung eines jeden Kranken gehören. Ihre Diagnose soll nach Möglichkeit von
jedem Arzt gestellt werden können, nur in schwierigen Fällen wird er ohne fachärztliche
Untersuchungsmethoden nicht auskommen können. Die Indikation zum Eingreifen soll er
aber nicht dem Facharzt allein, der sie oft nur unter dem Gesichtspunkt lokaler Erscheinungen
und nicht unter den allgemein-ärztlicher Anzeigen stellt, überlassen. Eine gemeinsame Beratung unter sorgfältiger Darlegung der allgemeinklinischen Erscheinungen wird in allen
Fällen die einzusetzende Behandlung bestimmen können.
Es wird auf das Zustandekommen und die klinischen Erscheinungen derjenigen Erkrankungen
des Gebisses eingegangen, die als chronische Infekte zu gelten haben. So wird besonders die Paradentose die chronische Pulpitis, die Pulpengangrän
und die chronische Periodontitis sowohl in ihrer eitrig fistelnden als auch in ihrer
granulierenden Form behandelt.
Wenn auch jeder Zahn, der eine kleine Karies aufweist, ebenso wie jeder gefüllte oder
sonst behandelte Zahn eine Gangrän enthalten und diese wiederum zur Bildung eines
„Granuloms” geführt haben kann, so sollte man doch bei der Beseitigung dieser oft nur fraglichen
Herde eine gewisse Zurückhaltung nicht aufgeben. Wir selbst stellen bei Beurteilung eines solchen Gebisses einen festen
Heilplan nach sicher erkrankten und verdächtigen Zähnen auf. Die übrigen Organe, die
als chronische Infektionsherde in Frage kommen können, werden dabei selbstverständlich
in gleicher Weise durchuntersucht. Zunächst beseitigen wir jeden klinisch und röntgenologisch
sicher erkannten Wurzel- oder Paradentoseherd – und sei er noch so klein – auf chirurgischem
Wege. – Die Größe eines Herdes läßt auf seine Infektionsfähigkeit für die übrigen
Organe keine Schlüsse zu. – Gehen dann die klinischen Erscheinungen noch nicht zurück,
extrahieren wir nicht sofort jeden verdächtigen Zahn, sondern entfernen erst bei pulpentoten
Zähnen die Füllungen und suchen nach Gangrän. Gegen Zähne, die einwandfrei als erkrankt
erkannt wurden, gehen wir allerdings ohne Rücksicht auf die benachteiligte Kaufunktion
vor.