Dtsch Med Wochenschr 1954; 79(49): 1817-1821
DOI: 10.1055/s-0028-1119977
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur bioptischen Diagnose des Verschlußikterus - und zur Leberpunktion bei Gallenwegserkrankungen1

Werner Creutzfeldt, Hans Adolf Kühn
  • Medizinischen Universitätsklinik Freiburg i. Br. (Direktor: Professor Dr. L. Heilmeyer)
1 Herrn Professor Dr. F. Büchner Direktor des Pathologischen Instituts) und Herrn Professor Dr. H. Krauss (Direktor der Chirurgischen Klinik) möchten wir für die freundliche Genehmigung zur Auswertung der histologischen Befunde und Sektionsprotokolle bzw. der Krankengeschichten unseren aufrichtigen Dank aussprechen.
Further Information

Publication History

Publication Date:
03 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Von dem von Kalk aufgestellten Schema zur laparosköpischen Differentialdiagnose des Ikterus (braune oder rotbraune Leber beim Parenchymikterus, grüne Leber beim Verschlußikterus) gibt es nicht selten Ausnahmen. In einem Fall von makroskopisch grüner Leber, der auch klinisch das Bild eines Verschlußikterus bot, fanden sich bei der Operation die extrahepatischen Gallengänge frei. In Übereinstimmung mit ähnlichen Fällen der Literatur wird hierfür das Bestehen eines intrahepatischen Verschlusses mit Resorption der Galle an der Läppchen-Bindegewebsgrenze angenommen.

2. An zwei Fällen von partiellem Verschlußikterus wird das makroskopische Bild dieser Ikterusform besprochen (braungrün marmorierte Leber durch Grünfärbung der Läppchenzentren).

3. An Hand der Literatur und eigener durch Operation oder Autopsie gesicherter Fälle wird ferner gezeigt, daß die diffuse oder fleckförmige Grünfärbung der Leber beim Verschlußikterus überhaupt fehlen kann. Bei drei derartigen Fällen führte die Leberpunktion zum Austritt von Galle in die Bauchhöhle, was in einem Falle den Tod durch gallige Peritonitis zur Folge hatte. In einem weiteren Fall kam es nach der Leberpunktion zu einer schweren Exazerbation einer Cholangitis mit Allgemeininfektion.

4. Bei klinischem Verdacht auf einen intra- oder extrahepatischen, partiellen oder kompletten Gallengangsverschluß ist daher — unabhängig vom makroskopischen Aussehen der Leber — eine Leberpunktion kontraindiziert. Klinisch sprechen eine Erhöhung des Serum-Kupfers bei normalem oder erniedrigtem Serumeisen (Keiderling und Scharpf), eine Vermehrung der alkalischen Phosphatase und ein hoher Cholesterinspiegel fast mit Sicherheit für einen Verschlußikterus. Die Laparoskopie kann aber in diesen Fällen häufig zusätzlichen Aufschluß über den Zustand der extrahepatischen Gallenwege geben, insbesondere wenn man mit Hilfe einer Sonde die Gallenblase palpiert und sich die Leberunterfläche darstellt, was durch einen Kunstgriff in vielen Fällen gelingt.

    >