Krankenhaushygiene up2date 2008; 3(4): 196-201
DOI: 10.1055/s-0028-1119448
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Neue Definitionen der EORTC für invasive Pilzinfektionen

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Publication Date:
27 January 2009 (online)

De Pauw B, Walsh TJ, Donnelly JP et al. European Organization for Research and Treatment of Cancer/Invasive Fungal Infections Cooperative Group; National Institute of Allergy and Infectious Diseases Mycoses Study Group (EORTC/MSG) Consensus Group. Revised definitions of invasive fungal disease from the European Organization for Research and Treatment of Cancer/Invasive Fungal Infections Cooperative Group and the National Institute of Allergy and Infectious Diseases Mycoses Study Group (EORTC/MSG) Consensus Group. Clin Infect Dis 2008; 46: 1813 – 1821

Nicht nur für klinische Studien, sondern auch für die Frage, ob nosokomiale Aspergillen-Fälle gehäuft auftreten, sind einheitliche Definitionen notwendig. Im Juni 2008 sind die neuen Definitionen der EORTC (European Organization for Research and Treatment of Cancer) publiziert worden.

Die Definition für eine bewiesene invasive Pilzinfektion kann für jeden Patienten angewandt werden, die Definition einer wahrscheinlichen oder möglichen invasiven Pilzinfektion setzt eine Immunsuppression voraus. Bei der Revision sind die Definitionen für die „wahrscheinliche Pilzinfektion” umfassend überarbeitet worden; die Definition wurde erheblich eingeschränkt.

Bewiesene invasive Pilzinfektion Schimmelpilze Mikroskopie: steriles MaterialHisto/Zytopathologie oder direkte Mikroskopie aus Material, das durch Nadelaspiration oder Biopsie gewonnen wurde: Hyphen oder dunkelgefärbte Hefe-ähnliche Zellen + Gewebsschädigung oder Kultur: Schimmelpilz oder black yeast mittels steriler Verfahren aus primär sterilem Material und mit klinischem oder radiologischem Hinweis auf Infektion (nicht BAL, Nebenhöhlen, Urin) oder Blut: Blutkultur (im Rahmen entsprechender infektiösen Erkrankung) Hefepilze Mikroskopie: steriles MaterialHisto/Zytopathologie oder direkte Mikroskopie aus Material, das durch Nadelaspiration oder Biopsie gewonnen wurde (keine Schleimhaut): Hefezellen oder Kultur: Hefepilze mittels steriler Verfahren (inklusive < 24 h gelegter Drainage) aus primär sterilem Material und mit klinischem oder radiologischen Hinweis auf Infektion im Rahmen vereinbar mit infektiöser Erkrankung/Prozess oder Blut: Blutkultur mit Hefepilzen oder Hefe-ähnlichen Pilzen (z. B. Trichosporon species) oder Serologie Liquor: Kryptokokken-Antigen im Liquor Wahrscheinliche invasive Pilzinfektion (mindestens je ein Patienten-, ein klinisches und ein mykologisches Merkmal/ Kriterium) Patientenmerkmale Neutropenie (< 500 Neutrophile/mm3 für > 10 Tage) im zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Pilzinfektion Allogene Stammzelltransplantation Während der letzten 30 Tage Einnahme von signifikant immunsupprimierenden Medikamenten Kortikosteroid-Einnahme > 3 Wochen mit durchschnittlich mindestens 0,3 mg/kg/Tag Prednison-Äquivalent (ausgenommen: Patienten mit allergischer bronchopulmonären Aspergillose) Behandlung in den letzten 90 Tagen mit T-Zell-Immunsuppressiva wie Cyclosporin, TNF-α-Blocker, spezifische monoklonale Antikörper (z. B. Alemtuzumab) oder Nukleosidanaloga Angeborene schwere Immundefizienz (z. B. chronische granulomatöse Erkrankung oder schwerer kombinierter Immundefekt) Klinische Kriterien Unterer RespirationstraktMindestens eines der nachfolgenden Veränderungen im CT:– Dichte, klar umschriebene Läsion mit oder ohne Halo-Zeichen– Luftsichel („air-crescent”-Zeichen)– Kaverne TracheobronchitisTracheobronchiale Ulzeration, Knötchen, Pseudomembran, Schorf (bronchoskopisch) Nasennebenhöhlen-InfektionIn der Bildgebung Sinusitis und mindestens eines der folgenden drei Zeichen:– Akuter lokalisierter Schmerz (auch Schmerz mit Ausstrahlung ins Auge)– Nasale Ulzeration mit schwarzem Schorf– Ausdehnung über Knochengrenzen hinweg, auch in die Orbita ZNS-InfektionEines der folgenden zwei Zeichen:– Fokale Läsion in der Bildgebung– Meningeales Enhancement im MRT oder CT Disseminierte CandidiasisMindestens eines der folgenden zwei Entitäten nach einer Candidämie in den letzten zwei Wochen:– Kleine, Schießscheiben-ähnliche (bull's-eye lesion) Abszesse in Leber oder Milz– Progressive retinale Exudate in der ophthalmologischen Untersuchung Mykologische Kriterien Direkter Nachweis (Zytologie, direkte Mikroskopie oder Kultur)– Schimmelpilz im Sputum, BAL, geschützte Bürste oder Nebenhöhlen-Aspirat angezeigt durch eines der folgenden:– Pilz-Bestandteile hinweisend auf einen Schimmelpilz– Schimmelpilz-Nachweis in einer Kultur (z. B. Aspergillus, Fusarium, Zygomycetes oder Scedosporium species) Indirekter Nachweis (Antigen-Nachweis oder Zellwand-Bestandteil)– Aspergillose– Galactomannan-Antigen nachgewiesen im Plasma, Serum, BAL oder Liquor– Invasive Pilzerkrankung (nicht Kryptokokkose oder Zygomycose)β-D-Glukan Nachweis im Serum Eine mögliche invasive Pilzinfektion besteht bei Vorhandensein von einem Patientenmerkmal und einem klinischen Kriterium aber ohne Vorliegen von einem mykologischen Kriterium. PD Dr. med. Elisabeth Meyer, Berlin

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