Zusammenfassung
Die Entstehung des hepatogenen Ulkus konnte auf Grund sicherer Beobachtungen schwerer
Erkrankungsfälle des Leberparenchyms als deren Folge festgestellt und pathologischanatomisch
gesichert werden. Sie bieten die Grundlage zur Beurteilung der weit zahlreicheren
Beobachtungen von Lebervergrößerungen ohne Ikterus bei bestehendem Ulkus. Sie können
Rückstände einer mit Ikterus verlaufenden Hepatitis infectiosa, eine Hepatitis sine
iktero, die Folge einer Schädigung des Parenchyms durch andere Erkrankungen, wahrscheinlich
aber auch einer Stoffwechselstörung des Organes selbst sein, die ein toxisches Ödem
hervorruft, im weitesten Sinne also eine anikterische Hepatopathie im Sinne v. Bergmanns
(9) darstellen. Hier bestehen Verbindungen zu Abwandlungen der Funktion der Leber
bei bestimmten Konstitutionen (Jahn) (10). Untersuchungen des Kohlehydratstoffwechsels
beweisen einen Mangel an disponierbarem Zucker in der Leber als Folge einer fermentativen
Störung oder eines tatsächlichen Mangels. Für ausschlaggebend halte ich die davon
abhängige Abbaustörung des Eiweißes mit toxischer Wirkung auf die Schleimhaut des
Verdauungstraktes. Durch sie entsteht die Gastro-Duodenitis, wie sie von Eppinger
und Leuchtenberg (11), Overgaard (12), Heinlein und Kastrup (13), Büchner und Molley
(14) und anderen durch Histamin im Tierversuch erzeugt wurde. Über die Deutung als
primär toxische oder peptische Entzündung besteht in der Auffassung dieser Autoren
keine Übereinstimmung.
Die Heilungstendenz des hepatogenen Ulkus entspricht den allgemeinen Erfahrungen bei
der Geschwürskrankheit, doch besteht eine besondere Neigung zu rezidivieren, wenn
die Vergrößerung der Leber fortbesteht. In der Behandlung kommt der massiven Kohlehydratzufuhr
als ausgesprochene Lebertherapie die größte Bedeutung zu. Die Erfahrung hat schon
vor der Erkennung dieser Zusammenhänge den Hauptwert auf die Kohlehydrate, allerdings
mit der Absicht einer Schonungstherapie, gelegt. Eine Umstimmung durch Pyrifer führt
oft zum Verschwinden des Ulkus bei verzögerter Heilung.
In der Ulkusgenese ist die hepatogene Entstehung nur eine der bestehenden Möglichkeiten.
Es ist nicht anzunehmen, daß für eine so verbreitete Krankheit nur eine Theorie der
Entstehung zutreffend wäre.