Zusammenfassung
Die Therapie der Polyarthritis mit Salicylaten stützt sich auf Erfahrungen von 75
Jahren (Stricker 1876). Die spezifische Heilwirkung kann daher wohl als erwiesen gelten.
Die Wirkungsweise der Salicylate ist aber auch heute noch nicht ganz klar. Unsere
Arbeit sollte hierzu einige Anregungen geben.
Es wurden aus der Reihe der Salicylate das älteste, Natriumsalicylat, und das jüngste
in der Therapie, das Salicylamid, herausgegriffen und untersucht.
Wir sahen Änderungen der Bluteiweißzusammensetzung und verglichen diese mit den Erfahrungen
von Kilchling bei der Thiosemikarbazonbehandlung und bei der Hepatitis. Die Salicylate
wirken zuerst auf die Leber ein und gleichen darin den Thiosemikarbazonen und der
Phenylchinolinkarbonsäure, Substanzen, die ebenfalls antirheumatisch wirksam sind.
Enge Zusammenhänge bestehen zwischen Funktionsänderungen der Leber und der Hormonbildung
der Nebennierenrinden. Der Vergleich von Salicylamid mit Natriumsalicylat zeigte die
bessere Verträglichkeit von Salicylamid bei peroraler Medikation. Der Blutspiegel
an Gesamtsalicylat ist bei Salicylamid höher, der Gehalt des Blutes an freier Salizylsäure
dagegen bei Natriumsalicylat. Die Ausscheidung von Salicylamid erfolgt langsamer.
Salicylamid scheint daher das Mittel der Wahl aus der Salicylatreihe zur peroralen
Polyarthritistherapie zu sein.