Zusammenfassung
Folgende Stoffe wurden an 41 Hunden und einer großen klinischen Untersuchungsreihe
auf ihre sympathikolytische, gefäßerweiternde, durchblutungsfördernde und blutdrucksenkende
Wirkung überprüft:
1. Die sogenannten Sympathikolytika Hydergin, Dibenamin, Priscol, Regitin und Padutin.
2. Die gefäßdilatierenden Sympathikomimetika Vasculat und Dilatol.
3. Die Derivate der Nikotinsäure Ronicol und Restausat.
Hydergin hat hauptsächlich eine zentral sedative Wirkung. Der Einfluß auf den Blutdruck
und die Gefäße ist erst bei höherer Dosierung von zwei und mehr Ampullen à 0,3 mg
ausgeprägt, jedoch treten dann häufig störende Nebenerscheinungen auf. Gemessen an
seinem Verhalten gegenüber Noradrenalin, Vasopressin und Renin fehlen ihm sympathikolytische
Eigenschaften, sowie die Möglichkeit, peripher angreifende vasokonstriktorische Noxen
hemmend zu beeinflussen. Seine relativ geringe therapeutische Breite verlangt bei
intravenöser Anwendung eine vorsichtige Dosierung.
Dibenamin führt zu einer geringgradigen Durchblutungsverbesserung bei gleichzeitiger
Blutdrucksteigerung am narkotisierten Hund, während am Patienten meistens ein schwacher,
kurzdauernder Blutdruckabfall zu beobachten ist. Ein sympathikolytischer Einfluß auf
Herz und Gefäßsystem konnte nicht festgestellt werden.
Priscol und Regitin zeigen infolge ihres Histamincharakters einen spezifischen Antagonismus
gegenüber dem Sympathikusreizstoff Noradrenalin. Den blutdrucksteigernden Effekt vasokonstriktorischer
Noxen wie Vasopressin und Renin vermögen sie zwar nicht aufzuheben, jedoch zu überdecken.
Regitin ist bei relativ guter Verträglichkeit wesentlich wirksamer als Priscol.
Vasculat ist ein die periphere Durchblutung stark förderndes Therapeutikum mit geringen
sympathikolytischen Eigenschaften und einer oft über mehrere Tage anhaltenden Blutdrucksenkung.
Die Anwendung hoher Dosen oder eine länger dauernde Verabreichung erfordert eine sorgfältige
Kontrolle der Herztätigkeit.
Dilatol ist dem Vasculat ähnlich. Klinische Erfahrungen fehlen uns.
Ronicol führt als Nikotinsäurederivat zu einer Anregung der Herzfunktion mit gleichzeitiger
Erweiterung der peripheren Gefäße. Es fördert bei guter Verträglichkeit die Durchblutung
vorwiegend der oberen und bei Steigerung der Dosis auch der unteren Körperhälfte.
Es besitzt jedoch keine sympathikolytischen Eigenschaften; ebenso beeinflußt es nicht
die Wirkung der Hochdruckstoffe Vasopressin und Renin.
Restausat ist gleichfalls ein Nikotinsäurederivat in Kombination mit Kalzium und Jod.
Im Tierexperiment lösen schon kleine Gaben eine Kreislaufintoxikation mit erheblichen
Irregularitäten von Blutdruck, Puls und Atmung aus, die sich jedoch am Patienten bei
langsamer intravenöser Injektion weitgehend vermeiden läßt. Diese Beobachtung und
der Jodzusatz verlangen bei der therapeutischen Anwendung eine genaue Überwachung
des Patienten.
Padutin ist von den überprüften Gefäßpharmaka das einzige Präparat, dessen Wirkung
sich nicht ohne weiteres erschöpfen läßt und das unbedenklich über Monate selbst in
hohen Dosen gegeben werden kann. Es ist im Hinblick auf die Verträglichkeit, die Gefäßerweiterung
und Durchblutungsförderung, sowie in seinen, den Sympathikotonus dämpfenden Eigenschaften
den erwähnten Kreislaufstoffen deutlich überlegen.