Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - V44
DOI: 10.1055/s-0028-1110082

Die Rolle der Vorderkammerpunktion zum Nachweis einer intrakameralen Antikörpersynthese bei anteriorer Uveitis

P Ruokonen 1, S Metzner 1, N Torun 1, R Rieger 1, PW Rieck 1, U Pleyer 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Augenklinik Campus Virchow-Klinikum

Hintergrund: Die Glaukomprävalenz bei Patienten mit Uveitis variiert zwischen 5 und 20% abhängig von der zugrunde liegenden entzündlichen Pathologie. Die ätiologische Zuordnung zu einer Grunderkrankung ist von elementarer Wichtigkeit für den Therapieansatz, liegt jedoch nicht immer auf der Hand. Der Nachweis einer spezifischen intraokularen Antikörpersynthese (AK) kann bei unklaren Fällen wegweisend sein. Patienten und Methoden: Von 46 Patienten mit anteriorer Uveitis und Sekundärglaukom, die klinisch und serologisch nicht eindeutig einer Grundkrankheit zugeordnet werden konnten, wurden im Rahmen einer Vorderkammerpunktion gepaarte Serum-Kammerwasserproben entnommen und mittels ELISA (Enzygnost®) auf eine intrakamerale AK-Synthese gegen Herpesviren (HSV und VZV), Toxoplasmosa gondii sowie teilweise gegen CMV und Rötelnviren untersucht. Ergebnisse: Bei 28 von 46 Patienten (61%) ließ sich eine intrakamerale AK-Synthese gegen mindestens eines der o.g. Antigene finden. In 13 Fällen (6 x HSV, 5 x VZV sowie 2 x HSV und VZV) konnte eine herpetische Genese gesichtert und eine orale antivirale Therapie mit Aciclovir initiiert werden. In vier Fällen konnten Antikörper gegen Rötelnvirus-Antigen gefunden und eine okkulte Fuchs'sche Heterochromiezyklitis (1 x bilateral, 3 x ohne Heterochromie) gesichert und die lokale Steroidtherapie beendet werden. In zwei Fällen wurde aufgrund des Nachweises von AK gegen Toxplasma-gondii-Antigen die primär als inaktiv erachtete Toxoplasmoseretinochorioiditis als Ursache für ein Sekundärglaukom ausgemacht und antibiotisch behandelt. In 9 Fällen fand sich eine intrakamerale AK-Synthese gegen CMV-Antigen. Davon wurden 8 zuvor als Posner-Schlossman-Syndrom bezeichnet. Diskussion: In weit über der Hälfte der unklaren entzündlichen Sekundärglaukome lassen sich durch eine diagnostische Vorderkammerpunktion eine spezifische Therapie einleiten oder zumindest überflüssige Untersuchungen und Behandlungen abwenden. Somit ist diese Nachweismethode ein wichtiger Baustein in der Diagnostik von unklaren entzündlichen Glaukomen. Das Posner-Schlossman-Syndrom könnte CMV-assoziiert sein und wäre gegebenenfalls einer antiviralen Therapie zugänglich.