Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - V27
DOI: 10.1055/s-0028-1110065

Augenbefall bei Infektion mit Dirofilaria repens

S Thormann 1, L Krause 1, G Willerding 1, NE Bechrakis 1, MH Foerster 1
  • 1Berlin – Charité Campus Benjamin Franklin

Hintergrund: Bei der Infektion mit Dirofilarien handelt es sich um eine Zoonose, die in Südeuropa endemisch ist. Dirofilarien gehören zur Gruppe der Fadenwürmer (Nematoden) und befinden sich bei ihren natürlichen Wirten, meist carnivore Säugetiere, im Allgemeinen im subkutanen Bindegewebe (Dirofilaria repens), seltener im Herzen oder in den Gefäßen (Dirofilaria immitis). Weibliche Würmer produzieren Mikrofilarien, die von blutsaugenden Vektoren übertragen werden. Der Mensch ist akzidenteller Fehlwirt und zeigt in 38–45% der Fälle Symptome. Eine humane Mikrofilariose ist dabei selten. Die Therapie der Wahl besteht in der chirurgischen Exzision. Methoden: Es präsentierte sich ein 30-jähriger Patient mit seit 3–4 Wochen bestehender schmerzloser Schwellung am RA mit Diplopie bei Blick nach oben. Anamnestisch war der Patient 2 Monate zuvor in der Türkei gewesen. Bei einem Visus von beidseits 1,0 zeigte sich ein subkonjunktivaler Tumor temporal oben am Bulbus. Der Fundusbefund war bis auf eine Bulbusindentation oben unaufällig. Ein MRT-Orbita ergab den Verdacht eines epibulbären inflammatorischen Tumors im Bereich des M. rectus superior. Zur Abklärung wurde eine Biopsie geplant. Ergebnis: Intraoperativ zeigte sich eine purulente Zyste sowie ein Konvolut eines 25cm langen Wurms, der histologisch der Gattung D. repens zugeordnet werden konnte. Im umliegenden Gewebe zeigte sich eine granulierende Entzündung. Ein Ganzkörper-CT ergab keinen Anhalt für eine weitere Manifestation. Der Patient wurde einmalig mit 12mg Ivermectin behandelt und zeigte einen unkomplizierten Verlauf. Schlussfolgerung: Die in südeuropäischen Ländern nicht seltene Infektion mit D. repens führt häufig zum Befall der okulären Adnexe. So sollte dieses Krankheitsbild in die Differenzialdiagnose entzündlicher Orbitatumoren mit einbezogen werden.