Zusammenfassung
Seit 1950 wurden im Hamburger Raum 59 Konvulsionen im Gefolge der Pertussis-Schutzimpfung
registriert. Allein 39 der Fälle traten innerhalb 24 Stunden auf, was für einen kausalen
Zusammenhang zwischen Impfung und Krämpfen spricht. Zehnmal konnten durch den weiteren
Verlauf eindeutig Fieberkrämpfe diagnostiziert werden. Der Beginn der Krämpfe im ersten
Lebenshalbjahr bei 27 Probanden ebenso wie Fieberfreiheit während des Krampfanfalles
bei 10 Impflingen war weniger mit dieser Diagnose zu vereinbaren. Im gleichen Sinne
läßt sich die relativ hohe Zahl an pathologischen EEG-Befunden bei elf Probanden deuten.
Die Krampfhäufigkeit nach der Pertussis-Impfung betrug 1 : 2200 Geimpfte, ein Dauerschaden
war in Hamburg unter 20 600 Geimpften zu ermitteln. Die Pertussis-Impfstoffkomponente
in der Mehrfachvakzine muß aufgrund der Tatsache, daß unter 73 445 gegen Diphtherie-Tetanus
Geimpften bei gleicher Erfassung nur ein Krampf beobachtet wurde, als Ursache der
Krämpfe angesehen werden. Ätiopathogenetisch ist entweder eine besondere Überempfindlichkeit
gegen Bestandteile des Impfstoffes oder gegen Keuchhustenbakterientoxin anzunehmen.
Eine genetische Disposition zu dieser Reaktionsweise läßt sich aufgrund des konkordanten
Verhaltens eineiiger Zwillinge ableiten. Postvakzinale Konvulsionen traten 2œmal häufiger
nach der Pertussis-Impfung in Erscheinung, als dem Erwartungswert, (zufälliges Zusammentreffen
von Impfung und Krämpfen) entsprach.
Summary
59 convulsions have been observed since 1950 in Hamburg following pertussis immunization.
As many as 39 cases occurred within 24 hours of the immunization which is evidence
for a causal relationship between the immunization and the convulsions. In 10 cases
definite febrile convulsions could be diagnosed in retrospect. However, in 27 cases
the fits started in the first 6 months of life and in 10 cases were afebrile during
the convulsive attack. Also there was a relatively high number of pathological EEG
results (n = 11), all of which is against the diagnosis of febrile fits. The incidence
of convulsions after pertussis immunization was 1 : 2200 persons immunized. There
was one case of permanent damage in Hamburg among 20 600 persons immunized. The pertussis
component in the multiple vaccine must be considered as the cause of fits because
out of 73 445 cases immunized with diphtheria-tetanus vaccine there was only one fit.
Postimmunization fits occurred 2œ times more frequently after pertussis immunization
than was to be expected (coincidental occurrence of immunization and convulsions).