Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - R34
DOI: 10.1055/s-0028-1104715

Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF)-Inhibition aus kardiologischer Sicht

K Pels 1
  • 1Kardiologie und Pulmologie Charité, Centrum für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin, Berlin

Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) ist ein angiogenes Schlüsselmolekül, das eine wichtige Rolle in verschiedenen physiologischen wie auch pathologischen Prozessen spielt. Das VEGF A und hier insbesondere die Isoform VEGF165 sind bedeutsam für die Pathogenese der choroidalen Neovaskularisation bei der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD). Zwei Medikamente wurden entwickelt und sind derzeit zur Behandlung der AMD zugelassen: 1) Pegabtanib (Macugen®, OSI/Eytech und Pfizer New York), ein Aptamer, das selektiv VEGF165 inhibiert. 2) Ranibizumab (Lucentis®, Genentech, San Francisco), ein monoklonaler Antikörper, der sämtliche Isoforme des VEGF A inhibiert. Bevacizumab -Avastin®, Genentech- ist ebenfalls ein monoklonaler Antikörper der eine VEGF A-Panblockade bewirkt und zur Therapie metastasierter Karzinome entwickelt wurde, aber obwohl hierfür nicht zugelassen, auch zur Therapie der AMD eingesetzt wird. VEGF ist nicht nur ein angiogener Wachstumsfaktor, sondern ein vaskuloprotektives Molekül, das antiinflammatorisch und antithrombotisch wirkt. Diese Eigenschaften, haben es als therapeutisches Instrument zur Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen interessant gemacht. Die lokale anti-VEGF-Behandlung bei der AMD ist mit biologisch wirksamen Substanzspiegeln in der Zirkulation verbunden. Dies ist insbesondere im Zusammenhang von zahlreichen epidemiologischen Studien, die ein erhöhtes Risiko der Patienten mit AMD für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit und thromboembolische Komplikationen wie Myokardinfarkt und Schlaganfall nachgewiesen haben, von Bedeutung. In den bislang durchgeführten Studien zur antiangiogenen Therapie der AMD zeigen sich Hinweise, das wiederholte intravitreale Injektionen mit Panblockade des VEGF A mit einem erhöhten Risiko für thromboembolische Ereignisse, insbesondere dem Schlaganfall verbunden sein könnten, während eine wiederholte intravitreale Injektion mit selektiver VEGF165-Inhibition keine thromboembolischen Komplikationen verursachte. Die Fallzahlen in den bisherigen Studien sind zu klein und der Nachbeobachtungszeitraum ist zu kurz, um klare abschließende Beurteilungen abgeben zu können. Diese ersten Warnhinweise sollten jedoch aufmerksam nachverfolgt werden, und insbesondere bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten mit einer AMD bei der Wahl der anti-VEGF–Therapie im Rahmen einer Risikostratifizierung Berücksichtigung finden.